»Ich bin gegen die ›Taz‹«

Die Taz möchte nicht weit von ihrem derzeitigen Standort ein neues imposantes Redaktionsgebäude bauen. Manch zukünftiger Anwohner ist nicht begeistert. Hendrikje Ehlers und Margit Boé organisieren den Protest gegen das Bauvorhaben.

Wie haben Sie von den Plänen der Taz erfahren?
Hendrikje Ehlers: Mir hat das ein Kunde im Laden gesagt. Es wurde niemand offiziell informiert. Da wird den Leuten in ihren Einzimmerbuchten ein siebenstöckiges Haus vor die Fenster gesetzt. Noch haben sie den Blick auf Bäume wie diese großen Japanischen Schnurbäume, die aber gefällt werden sollen.
Margit Boé: Es ist unfassbar, dass ausgerechnet ein von den Grünen dominiertes Bezirksamt solche Entscheidungen ermöglicht hat.
Was kritisieren Sie neben der vorgesehenen Rodung?
Boé: In einem sozial schwachen Gebiet wie diesem würde man doch hoffen, dass sich durch den Zuzug eines Unternehmens neue Arbeitsplätze auftun. Das ist bei der Taz nicht der Fall.
Es gibt eine Online-Petition und eine Unterschriftenliste gegen das Bauvorhaben. Wie ist die Resonanz?
Boé: Die Liste liegt im Schuhmacherladen von Frau Ehlers aus und wird immer länger.
Wem sollen die Unterschriften überreicht werden?
Boé: Dem Baustadtrat Hans Panhoff von den Grünen und in Kopie Frau Lüscher, der Senatsbaudirektorin. Sollte das keinen Erfolg haben, werden wir 1000 Unterschriften für einen Einwohnerantrag sammeln. Wir haben jedoch vorsorglich eine Unterschutzstellung der alten Bäume als Naturdenkmale beantragt.
Wäre ein Kompromiss in irgendeiner Form möglich?
Ehlers: Nein. Die Taz hat in den Achtzigern das Gebäude in der damaligen Kochstraße bekommen, diese wurde auf ihren Wunsch hin umbenannt in Rudi-Dutschke-Straße. Ich glaube, das reicht an Entgegenkommen. Für den Neubau soll sie auch noch eine Finanzspritze in Höhe von 3,35 Millionen Euro vom Senat erhalten.
Wie stehen Sie grundsätzlich zur Taz?
Boé: Ich würde mich als eher links bezeichnen und habe grundsätzlich nichts gegen die Zeitung.
Ehlers: Ich schon. Ich bin mittlerweile gegen die Taz. Das sind Grüne, die mit bestimmten Werten ihr Unternehmen aufgebaut haben. Wenn man von ihnen auf diese Art ein Messer in den Rücken bekommt, ist das sehr unangenehm. Man darf die Vehemenz nicht vergessen, mit der die Taz gegen ähnliche Vorhaben anschreibt. Das ist unmoralisch.