Holocaust-Leugner trafen sich erneut im Iran

Truther in Teheran

Im Iran hat eine Konferenz von Holocaust-Leugnern und Verschwörungstheoretikern stattgefunden.

Die berüchtigte Teheraner Konferenz »Review of the Holocaust« ist bereits einige Zeit her: 2006 hatte das iranische Regime zum Stelldichein des internationalen Who’s Who der Shoah-Leugner geladen. Die Konferenz wurde vom damaligen Außenminister Manouchehr Mottaki feierlich eröffnet, der bald darauf von seinem deutschen und österreichischen Amtskollegen in Berlin und Wien freundlich empfangen wurde. Nun haben die Ayatollahs der Internationale aus Verschwörungstheoretikern und Antisemiten abermals eine Bühne verschafft: Vom 29. September bis 1. Oktober fand in der iranischen Hauptstadt die »2nd New Horizon Conference« statt, eine internationale Tagung »unabhängiger Denker und Filmemacher«. Neben klassischen Holocaust-Leugnern stellen mittlerweile die 9/11-Truther einen Großteil der Vortragenden. Nader Talebzadeh, der Vorsitzende der Konferenz, beschrieb die Teilnehmer als »die Leute, die im Westen zensiert werden«. Talebzadeh war bereits 2013 maßgeblich an einer Konferenz gegen »Hollywoodism« beteiligt, auf der Ben Afflecks Film »Argo« als Produkt einer »Verschwörung von Kapitalismus und Zionismus« gebrandmarkt wurde.

Bei der jetzigen Konferenz war der schwedische Publizist Ahmed Rami, der wegen Volksverhetzung verurteilte langjährige Betreiber von »Radio Islam«, ebenso zugegen wie der italienische Geschichtsprofessor Claudio Moffa, dem auf der Website der Konferenz offenherzig bescheinigt wird, er habe durch seine »revisionistischen Statements internationalen Ruhm erlangt, insbesondere durch seine öffentliche Leugnung des Holocaust«. Während 2006 noch der ehemalige Ku-Klux-Klan-Führer David Duke in Teheran zu Gast war, konnte sich die iranische Propaganda diesmal über den Auftritt von Medea Benjamin freuen, der Mitbegründerin von Code Pink, einer von Frauen initiierten US-»Friedensbewegung«. Sie ist außerdem eine zentrale Figur der antiisraelischen Kampagne »Boycott, Divestment and Sanctions« (BDS) in den USA. Aus Frankreich kam Olivier Lemoine, ein ehemaliges Mitglied des Front National, der mittlerweile in kleineren rechtsextremen Zusammenschlüssen aktiv ist. Der Anti-Defamation-League (ADL) zufolge ist auch die Teilnahme des antisemitischen »Komikers« Dieudonné M’bala M’bala angekündigt worden. Auf der Website der Konferenz finden sich aber nur die Namen des Karikaturisten Joe le Corbeau, dem ein enger Bezug zu Dieudonné attestiert wird, und der Holocaust-Leugnerin María Poumier, die an Dieudonnés Film »L’antisémite« beteiligt war, der mit Unterstützung des Iranian Institute of Cinema produziert wurde.

Auch um die angebliche »zionistische Knechtung Deutschlands« ging es bei der Veranstaltung. Manuel Ochsenreiter, in den vergangenen 20 Jahren Autor, Redakteur und Interviewpartner in diversen rechtsextremen Publikationen, sprach über die »Israelische Lobby in Deutschland«. Ochsenreiter gilt seit Jahren als Verbindungsmann der rechtsextremen Szene zum iranischen Regime und insbesondere zur libanesischen Hizbollah.
Von Seiten des iranischen Regimes war die Konferenz hochrangig besetzt: Saeed Jalili, 2013 unterlegener Präsidentschaftskandidat und früher sowohl Chefverhandler für das Atomprogramm als auch Vorsitzender des Nationalen Sicherheitsrats, nahm ebenso teil wie Alaeddin Boroujerdi, der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses des iranischen Parlaments, und Ali Asghar Soltanieh, der langjährige Repräsentant des Regimes bei der Internationalen Atomenergie Organisation in Wien. Doch während die Konferenz der Holocaust-Leugner von 2006 fast auf der ganzen Welt kritisiert wurde, gibt es, unter der Präsidentschaft Hassan Rohanis, bisher nur eine Stellungnahme von Abraham Foxman, dem Direktor der ADL. Im Oktober 2013 hatte Rohani noch dafür gesorgt, dass eine derartige Konferenz kurz nach seinem Amtsantritt nicht stattfinden konnte. Sie hätte zu dieser Zeit der Charmeoffensive gegenüber dem Westen im Wege gestanden. Nun sieht sich das iranische Regime zu derartiger Rücksichtnahme offensichtlich nicht mehr veranlasst.