Fuchs im Bus

Ned Beauman, so hörte man, mag Süd-London, Nachtbusse und Füchse. Außerdem verliebt er sich schrecklich gern. Das seien die Gründe, warum er von diesen Dingen in seinem dritten Roman »Glow« erzählt. Eine garantiert unvollständige Aufzählung persönlicher Liebhabereien: Wo sind die spontanen Techno-Raves? Wo die illegalen Piratensender Londons? Die Drogen? Der Genießer schweigt und schreibt lieber: Wie Beauman vom verstrahlten Wahn­sinn der Nacht erzählt, klingt direkt vom pulsierenden Leben der Großstadt inspiriert. Beauman, der 1985 in London geboren wurde und für den Guardian schreibt, ist glücklicherweise keine narzisstische Blogger-Wurst à la Airen, sondern ein ebenso phantasiebegabter wie humorvoller Geschichtenerzähler. Lautlose weiße Lieferwagen tauchen alsbald auf, Menschen burmesischer Herkunft werden darin von der Straße weg entführt. Das junge, feierfreudige Personal des Buches wittert eine Verschwörung und heftet sich an die Spur eines global operierenden Großkonzerns. Gefährliche Sache. Der Irrsinn lebt fort: Hunde kriegen Medikamente gegen soziale Phobien, hochintelligente Füchse fahren Bus; und irgendwie hat sehr vieles mit einer mysteriösen Droge namens Glow zu tun. Durch ihren Konsum wird elektrisches Licht magisch und die Gefühle werden immer größer. Das Buch als Film, es spielen mit: zwei junge Raver namens Thomas Pynchon und William Gibson. So ungefähr darf man sich »Glow« vorstellen.

Ned Beauman: Glow. Aus dem Englischen von Gerhard Henschel.
Hoffmann und Campe, Hamburg 2014, 320 Seiten, 22 Euro