Der umstrittenene britische Boulevard-Journalist Mahzer Mahmood

Sensation mit hohem Preis

Die fragwürdigen Methoden eines Reporters sorgen für den neuesten Skandal um die britische Boulevardpresse.

Am Mittwoch vergangener Woche strahlte die BBC eine Dokumentation der Reihe »Panorama« aus, in der die unseriösen Methoden eines Journalisten der britischen Boulevardpresse, Mazher Mahmood, aufgedeckt wurden. Mahmood arbeitete 20 Jahre lang für das Boulevardblatt News of the World und wurde 2012 von dessen Nachfolger Sun on Sunday übernommen. Für seine Arbeit als investigativer Journalist, die zu zahlreichen strafrechtlichen Verurteilungen geführt hat, gewann er viele Preise. Mahmoods beliebteste Ermittlungsmethode war die verdeckte Operation. Mit aufwendigen Verkleidungen und Szenarien erschuf er Charaktere, etwa einen arabischen Scheich, mit welchen er das Vertrauen seiner Zielpersonen gewann, um diese dann mit versteckter Kamera und Mikrophon bei Straftaten zu ertappen.
Zu Mahmoods auf diese Weise erzielten Erfolgen zählt die Aufdeckung des Wettbetrugs des pakistanischen Kricketteams, in dessen Folge vier pakistanische Kricketspieler, die Bestechungsgeld von einem Buchmacher angenommen hatten, zu Haftstrafen verurteilt wurden. Mahmood wendete seine Verkleidungskunst aber auch an, um Personen, die bisher nicht straffällig geworden waren, zu Straftaten zu überreden. Ein Beispiel dafür ist John Alford, ein Kinder- und Jugendstar der neunziger Jahre, dessen Karriere durch eine von Mahmood aufgedeckte Drogenaffäre frühzeitig endete. Durch die »Panorama«-Dokumentation wird klar, dass Mahmood den Drogendeal nicht aufgedeckt, sondern – verkleidet als arabischer Prinz – angestiftet hatte. Zu weiteren fragwürdigen Leistungen Mahmoods zählt die Anschuldigung gegen fünf osteuropäische Migranten, die Entführung Victoria Beckhams geplant zu haben. Eine Nachprüfung der von Mahmood gesammelten Dokumente und Materialien zeigt, dass ein Mitglied jener »Gang« mit Mahmood zusammengearbeitet und die anderen dazu überredet hatte, die Entführung zu planen. Nach der Ausstrahlung der »Panorama«-Folge meldeten sich mehrere Personen, die auf ähnliche Weise Opfer von Mahmoods Methoden geworden waren.
Bisher hatten diese Fehltritte der Karriere Mahmoods allerdings nicht geschadet. Dies änderte sich in diesem Jahr mit dem Fall von Tulisa Contostavlos, Sängerin und ehemaliges Jury-Mitglied der beliebten Talentshow X-Factor. Verkleidet als Bollywood-Produzent überredete Mahmood die Sängerin zu einem Kokainhandel, für den sie nun vor Gericht stand. Im Laufe des Prozesses wurde allerdings klar, dass Mahmood nicht nur die Aussage eines Zeugen beeinflusst hatte, der Contostavlos entlastet hätte, sondern auch selbst eventuell einen Meineid leistete, indem er die Beeinflussung abstritt. Im Licht dieser Informationen brach Richter Alistair McCreath die Verhandlung mit der Begründung ab, dass der gesamte Fall lediglich auf Mahmood beruhe, der zugleich Anstifter, Ermittler und Zeuge der Anklage sei. Dabei sei dieser mit Methoden vorgegangen, die weit über das hinausgehen, was für verdeckte Polizeiarbeit als angemessen betrachtet werde.
Mahmood wird sich nun wegen Meineids verantworten müssen, und mehrere von ihm initiierte Fälle, die derzeit vor Gericht verhandelt werden, wurden fallen gelassen. Zudem suspendierte ihn die Sun on Sunday. Mahmoods berufliche Krise ist allerdings nicht von den Skandalen um die Methoden der Boulevardpresse im All­gemeinen zu trennen. Panorama deckte zum Beispiel auch auf, dass Mahmood mit dem Privat­detektiv Jonathan Rees zusammenarbeitete, der seine Informationen von korrupten Polizisten erhielt und dafür von den Boulevardblättern stattlich entlohnt wurde.
Mahmoods ehemaliger Arbeitgeber News of the World stellte 2012 die Arbeit ein, nachdem mehrere Angestellte des Blattes beschuldigt worden waren, Telefone abzuhören, Polizisten zu bestechen und bei der Recherche für Artikel unverhältnismäßigen Einfluss auszuüben. Der Skandal führte zum sogenannten Leveson-Ermittlungsausschuss, der die Methoden und ethischen Normen der Presse in Großbritannien ­untersucht.