Und jetzt die Pointe!

Erhat Toka. Gegen Islam-Witze hat der als Osnabrücker Humorkritiker bekannt gewordene Erhat Toka bekanntlich nichts, aber anspruchsvoll sollten sie schon sein. »Kabarett«, schreibt er auf seiner Facebook-Seite, ist »intelligente Unterhaltung für Akademiker« und »greift die Mächtigen und Reichen an«. Mit seiner Anzeige gegen Dieter Nuhr, der sich nicht an die Osnabrücker Zauberformel für intelligenten Akademikerhumor halten mochte, ist er zwar gescheitert, die Staatsanwaltschaft fand keine Anhaltspunkte, um gegen den Entertainer zu ermitteln. Aber Toka lässt sich nicht entmutigen. Auf Facebook bekannte er, dass er gern auch den Focus wegen der Titelgeschichte »Die dunkle Seite des Islam« verklagen würde, allerdings fehlten ihm »die Kapazitäten«. Denn er hat viel zu tun. Nicht Nuhr oder der Focus sind als Hauptfeind ausgemacht, sondern Israel. »Ihr verdammten Israelis«, schreibt er auf Facebook. »Ich freue mich auf den Tag, an dem wir euch ins Meer treiben, ihr Hunde. Nieder mit Israel.« Wenn das keine Pointe ist.   her
Ungemein klug
Martin Chalmers. Wer nur Englisch spricht und dennoch deutsche Bücher lesen will, wird an Martin Chalmers nicht vorbeikommen. Der in Glasgow aufgewachsene Übersetzer, der sagte, er sei aus Geldnot an seinen Beruf gekommen, hat unter anderem Texte von Bertolt Brecht, Hubert Fichte und Elfriede Jelinek ins Englische übertragen. Preiswürdig war dem Literaturbetrieb seine Übersetzung der Tagebücher Viktor Klemperers, die inmitten der Goldhagen-Debatte erschien. Chalmers, Lebensgefährte der Schriftstellerin Esther Kinsky – auch ihre Bücher übersetzte er –, war, wie man sich einen Intellektuellen wünscht: ungemein gebildet auf vielen Gebieten, auch, was das Kino angeht, humorvoll, nett, zuvorkommend. Nach schwerer Krankheit starb er mit 65 Jahren in Berlin-Neukölln, seinem langjährigen Wohnsitz. Begraben liegt er auf dem alten Matthäus-Friedhof in Schöneberg. In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich die Gräber der Gebrüder Grimm und Rio Reiser.   jk
Showbusiness in 3D
Kraftwerk. Sie haben Campingstühle dabei, stehen in der Kälte herum, trinken Bier oder stricken, um die Zeit totzuschlagen. Einige sind schon seit zehn Uhr morgens da und warten darauf, dass der Kartenverkauf für die Konzerte der Band Kraftwerk endlich um null Uhr beginnt. Kraftwerk in Berlin, das hat es seit zehn Jahren nicht gegeben. Und Kraftwerk in »3D« – dieses Spektakel wurde bislang nur in New York, London, Tokio, Sydney und Düsseldorf aufgeführt und wird vom 6. bis 13. Januar, pünktlich zur vorläufigen Schließung der Neuen Nationalgalerie, zu bestaunen sein. Alle Kraftwerk-Alben an acht aufeinanderfolgenden Tagen, also ein Album pro Abend, und das ganze inklusive verrückter 3D-Effekte – wer kann da schon widerstehen? Dass die begehrten Tickets sogar personalisiert sind, wird den meisten egal sein. Kraftwerk haben hoffentlich aufgegeben, die Visionäre von einst zu sein. Ansonsten müsste das unangenehme Gewese um ihre Konzertreihe als Ausblick in die Zukunft gelten. Das dürften sich nur wenige wünschen.   oko
Ausgewagnert
Jonathan Meese. Dem Enfant terrible wurde ­gekündigt, Jonathan Meese wird den »Parsifal« 2016 nicht inszenieren. Als Grund wurde eine drohende Überziehung des Budgets für Bühnenbild und Kostüme genannt. Alles ­vorgeschoben, meint Meese und sagt, ­Meese-mäßig über sich selbst in der dritten Person sprechend: »Künstler scheitern an Bayreuth, weil die Kunst dort kein Zuhause mehr hat. Meese ist nicht an Wagner gescheitert, sondern Bayreuth an Meese. Alle anderen Gründe sind vorgeschoben.« Chuzpe hat er, man muss es ihm lassen.   oko