The Sky is the Limit

Wolkenkratzer. Die da oben haben es schwer, weltweit formiert sich Widerstand gegen den Bau von Hochhäusern. Am Pariser Stadtrat scheiterte gerade die »Tour Pyramide«, ein 180 Meter hoher, dreieckförmiger Wolkenkratzer aus Glas. In London murrt man über die Hochhausmanie des Bürgermeisters und hierzulande hat man sich nicht nur an den immergleichen Glas-Stahl-Konstruktionen satt gesehen. Auch deren Bewohner erfreuen sich wegen ihrer mangelnden Integrationsbereitschaft einer ähnlich großen Beliebtheit wie die Town-House-Besitzer mit ihrem Hang zur gated community. Das Problem ist, dass Wolkenkratzer nur noch im Luxussegment entstehen. Ihren Bewohnern bescheren sie, zumindest oben, einen schicken Panoramablick, allen anderen rauben sie Licht und Sonne. So hatte Le Corbusier die Sache mit seiner »Wohnmaschine« nicht gemeint, er wollte das gesamte Leben der Stadt ein paar Etagen höher legen. »Licht, Luft und Sonne«, lautete das Credo des Neuen Bauens – und zwar für alle. SÜM
Stadt der Musicals
Das Wunder von Bern. Die Jahre der Entbehrungen sind vorbei. Und Hamburg ist mal wieder um ein Musical reicher: »Standing Ovations« habe es gegeben, berichtete die Hamburger Morgenpost, das Hamburger Abendblatt staunte darüber, wie »Bühnenbilder in beeindruckender Präzision ineinander spielen«, schwärmte von »Balladen, die zu Tränen rühren«, und Die Welt urteilte: »Wie das Endspiel in den Raum gebracht wird, ist schlicht atemberaubend.« Das Musical »Das Wunder von Bern« orientiert sich an dem gleichnamigen Kinofilm von Sönke Wortmann, der das deutsche Publikum begeisterte. Die rührende Geschichte um eine Fußballsensation wird mal wieder ein großer Erfolg werden. Damit rechnet auch die holländische Unterhaltungsagentur Stage-Entertainment und hat ihrem Stück gleich ein neues Theater im Hamburger Hafen gebaut. »Der Ball ist rund und ein Spiel dauert 90 Minuten«, »Rahn schießt … Tor! Tor! Tor! Tor!« – nichts liebt das Publikum so sehr wie das, was es schon kennt. Dieses Land mal ausgenommen. OKO
Was tragbar ist
Plastiktüten. In Bulgarien sind es 421, in Rumänien 280 und der EU-Durchschnitt beträgt 198. Die Deutschen sind weit abgeschlagen: Durchschnittlich 71 Plastiktüten wurden von jedem Bundesbürger 2010 benutzt. Das Schlusslicht bilden die Iren und Luxemburger mit jeweils 20 Tüten. Die Zahlen gehen aus einer Statistik hervor, die Zeit Online hat erstellen lassen. Die Vertreter der EU-Mitgliedsstaaten haben ­einem Kompromiss mit dem Europaparlament zugestimmt, der den Verbrauch von Plastiktüten bis 2025 um 80 Prozent senken soll, jeder EU-Bürger würde dann nur noch 45 Plastiktüten pro Jahr verbrauchen. Als Vorbild dient Irland: Für das Rekordtief im Tütenverbrauch ist ein ausgefuchstes Steuermodell verantwortlich. Ob der Umweltausschuss des Europaparlaments der Steuer zustimmen wird, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Unklar sei Zeit Online zufolge ferner, ob die Umweltbelastung durch den Tütenverzicht überhaupt gemindert werden kann. Am Ende bleibt wohl doch nur das Jutebeuteldiktat. OKO
Wie es geht
Silvio Berlusconi. Der Mensch hat einen Kopf, damit er sich ganz hervorragende Ideen einfallen lassen kann. So wie der frühere italienische Regierungschef Silvio Berlusconi. Hm, wie kann ich die Alten für Forza Italia begeistern, überlegte er sich und griff sogleich zum Federkiel, um einen visionären Brief an die Führungsriege der Partei aufzusetzen: Steuererleichterungen – da beißen sie bestimmt an. Aber eigentlich können sie gar nicht mehr richtig beißen, deshalb: Zahnimplantate für umme. Und Operationen. Und höhere Renten. Außerdem, das ist das Beste: kostenloses »Kino am Nachmittag und Zugreisen unter der Woche« sowie »ein kostenloser Tierarztbesuch pro Monat für Ihre vierbeinigen Freunde.« So wird es gemacht! OKO