Wie Mundgeruch

Was machen eigentlich … die Krautreporter? Nun, die Israel-Wochen dürften mittlerweile beendet sein, schon seit Tagen gab es jedenfalls keine Interviews mit Hamas-Vertretern mehr. Es scheint, dass Alltag im crowdfinanzierten Journalismusprojekt eingekehrt ist, und der macht sich auf Twitter unter anderem dadurch bemerkbar, dass nur alle paar Stunden mal jemand einen Artikel verlinkt. Was vielleicht aber auch daran liegt, dass die »Nachspür-Reportagen« und langen Artikel, die man angeblich in Printmedien nicht unterbringen konnte, weswegen die Krautreporter als unabhängiges Medium so dringend gegründet werden mussten, nur wenig aktuell sind.
In der vergangenen Woche etwa gab es ein Porträt eines Justizbeamten, der nun im Ruhestand ist und der von Michael Kühnen bis hin zu Christian Wulff diverse Angeklagte begleitete und darüber hinaus Sachen über Links- und Rechtsextreme weiß, nämlich vor allem, dass es »in beiden Lagern hohle Vertreter gibt«. Wobei »die harten Linken wie der Schwarze Block« vor Prozessen »Nagelbretter vor die Einfahrt« legen, »damit du mit den Polizei- und Transportwagen nicht mehr rauskommst«, und »richtig Krawall« schlagen. »Die Rechten« dagegen »kommen in Hemd und sauberer Hose, sind höflich und zurückhaltend vor Gericht«. Das solle jetzt aber keineswegs heißen, einer sei irgendwie besser als der andere. »Die Glatzen«, sagt er dann, »sind gefährlich.« Dazu hat der Autor des Textes eine wichtige Beobachtung gemacht: »Als seine Haustür sich öffnet, zwängt sich eine Wolke aus Kaminfeuer, Kerzenwachs und frischer Gänsekeule durch den Hausflur ins Freie. So also riecht Ruhestand.« Und vielleicht erscheint ja schon kommende Woche endlich die bereits vor Monaten groß angekündigte Reportage über den Stand der Zahnhygiene in Deutschland. Und wir erfahren dann endlich auch, wie Mundgeruch riecht.