50 Shades of Schmier

Um alle Körperfunktionen buhlen die Konzerne, jede Zelle hat ihr eigenes Pflegeprodukt, und im Fokus des Interesses steht natürlich auch der Sexualverkehr respektive »Sexus« (Bahamas), »Sexos« (Bild der Frau), »Sexualismus« (Pater Leppich), »Sexismus« (Jan Fleischhauer) oder auch nur »Säggs« (Sächsische Zeitung). Auf diesem Markt mischen neuerdings auch die Verlage mit: So wollen Leser von »50 Shades of Grey« anscheinend auch riechen wie die Protagonisten; das erklärt jedenfalls die »50 Sha­des«-­Lotion, die in Dummbuchhandlungen neben den SM-Wälzern steht. Über den Erfolg der »Shades«-Reihe wurde ja viel gerätselt; immer wieder erzählen Buchhändlerinnen, dass es vor allem jüngere Leute seien, die sich die Bücher kaufen – und bestätigen die schon länger gehegte Vermutung, dass die Jugend in Sachen Internet nicht mehr den Durchblick hat, sondern im Zuge der Verappung und des digitalen Analphabetismus davon viel weniger versteht als ihre Eltern, ja eventuell gar nicht weiß, dass es da auch Pornos gibt, und sich deshalb roten Hauptes schwüle Schmöker ins Haus holt wie Großmutter selig. Die immerhin verzichtete darauf, sich beim Schundlesen mit Lotion einzureiben. Wofür überhaupt braucht man die Shades-Creme? Wirkt sie entzündungshemmend, hilft sie beim Abschwellen allzu hart gehauener Leiber, beugt sie Leder- und Latexallergien vor? Nichts dergleichen. Angaben ihrer Amazon-Seite zufolge riecht das Zeug lediglich nach »Sandelholz und schwarzem Pfeffer« und damit ungefähr so aufregend wie ein Asia-Imbiss. Welche Lesedüfte erwarten uns wohl 2015? Das dem FAZ-Herausgeber gewidmete Deo »Schirri Chérie«, das nach Kabelbrand und Überforderung riecht? Die Nachtcreme »Lewitscharoff«, das Feuchttuch »Martenstein«?