»Die Weltkarte ist sehr ­unscharf«

Briefbeschwerer gehören zu einer anderen Zeit – einer Zeit ohne Internet, in der Menschen Briefe auf Papier schrieben. Heutzutage sind sie eher Dekorationsgegenstände, die häufig mit nostalgischen Motiven versehen an eine vermeintlich gute alte Zeit erinnern sollen. Im Leipziger Geschäft Wohnmacher, das auch einen Online-Versand betreibt, gibt es solche Accessoires. Im aktuellen Katalog vertreibt das Geschäft unter dem Titel »Vintage map Briefbeschwerer« ein Produkt, das eine Karte von Deutschland zeigt, zu dem auch Österreich, Tschechien und die Slowakei gehören. Im Online-Shop wird der Briefbeschwerer angepriesen als »das perfekte Utensil, um all die schöne Urlaubspost aus der ganzen Welt zu sammeln«. Na­dine Nonnenmacher ist die Geschäftsführerin von Wohnmacher und hat mit der Jungle World gesprochen.

Was halten Sie von diesem Briefbeschwerer in Ihrem Sortiment?
Es tut mir sehr leid, dass ein Produkt unseres Sortimentes Anlass zur Beschwerde gibt, es ist jedoch absolut einzusehen.
Wie kommt es dann dazu, dass Sie einen Briefbeschwerer mit ­einer Landkarte, die Deutschland in den Grenzen von etwa 1939 zeigt, bei Wohnmacher verkaufen?
Zu unserer Verteidigung muss ich gestehen, dass wir den Artikel selbst über den Webshop des Lieferanten eingekauft haben, ohne ihn vorher live gesehen zu haben, und das vom Lieferanten zur Verfügung gestellte Bild in die Rubrik »Einmal um die ganze Welt« unseres Magazins aufgenommen haben, auf dem die Weltkarte sehr unscharf zu sehen ist.
Ist niemandem aufgefallen, dass Sie eine Karte vertreiben, auf der Österreich, Tschechien und die Slowakei innerhalb der deutschen Grenze liegen?
Selbst als der Briefbeschwerer geliefert wurde, ist uns und unseren Kunden nicht aufgefallen, dass es sich um veraltetes Kartenmaterial handelt, das nichts mehr im Umlauf zu suchen hat.
Wird dieser heikle Artikel weiterhin bei Ihnen im Geschäft oder online erhältlich sein?
Der beschriebene Briefbeschwerer ist seit einiger Zeit nicht mehr in unserem Sortiment, aus unserem Webshop haben wir ihn jetzt entfernt. Ich möchte betonen, dass es absolut nicht in unserem Interesse liegt, politische Gesinnungen jedweder Art mit unseren Produkten zu transportieren, vielmehr handelt es sich um eine bedauerliche Nachlässigkeit beim Einkauf, die uns lehrt, zukünftig besser aufzupassen.