Lohn? Welcher Lohn?

»Mall of Shame, zahl mir meinen Lohn!« ruft Bogdan Droma. Der Mann steht vor einem Eingang der »Mall of Berlin«, einem kürzlich eröffneten Einkaufszentrum für gehobene Ansprüche in Berlin-Mitte. Über seinen Anorak hat er eine gelbe Weste mit der Aufschrift »FAU im Arbeitskampf« gezogen. Das gleiche Kleidungsstück tragen weitere Menschen, die in einer Gruppe zusammenstehen. Die Freie Arbeiter-Union (FAU) unterstützt 20 rumänische Bauarbeiter, die monatelang auf der Baustelle der Mall geschuftet haben, aber nicht bezahlt wurden. Dabei waren die vereinbarten Löhne mit sechs Euro in der Stunde schon extrem niedrig. Die ausstehende Summe beläuft sich insgesamt auf knapp 30 000 Euro. Für den Bauherrn, die Fettchenhauer Controlling & Logistic GmbH, wäre es ein Betrag aus der Portokasse. Die Bauarbeiter brauchen das Geld dringend für sich und ihre Familien. Doch bisher zeigt sich niemand für die ausstehenden Löhne verantwortlich. Der Bauherr will das Geld an die Subunternehmen Metatec-Fundus GmbH & Co. KG aus Berlin-Kreuzberg und Openmallmaster GmbH aus Frankfurt am Main überwiesen haben. Im Internet wird ein Rechtsanwaltsgebäude in Frankfurt als Kontaktadresse für die Openmallmaster GmbH angegeben. Doch die in dem Gebäude arbeitenden Rechtsanwälte wollen den Namen des Unternehmens noch nie gehört haben. »Der Bauherr Fettchenhauer Controlling & Logistic GmbH trägt durch die Vergabe der Subverträge an diese Firmen eine Mitverantwortung. Er soll die ausstehenden Löhne zahlen«, sagt Stefan Kuhnt, der Pressesekretär der FAU. Unter change.org kann dieser Forderung mit der Unterschrift unter eine Petition Nachdruck verliehen werden. Sollte sich das Unternehmen weigern, werden die Proteste weitergehen. »Die Kollegen sind sehr motiviert«, betont Kuhnt. So könnten konsumfreudige Passanten in der Vorweihnachtszeit einen Einblick in die angewandte kapitalistische Ausbeutung erhalten.