The very lonely Wolf

Weltberühmt sind Don Winslows Thriller, tolle Pageturner, angemessen gewaltlastig, mit überraschenden Wendungen und jähen Perspektivwechseln. Viele seiner Bücher spielen in der kalifornischen Surfer- und Kifferszene. Von Oliver Stone verfilmt wurde »Savages«; als opus magnum gilt freilich der grandiose, akribisch recherchierte Roman »Tage der Toten« über den mexikanischen Drogenhandel und seine historischen Ursprünge. Winslow weiß, dass es sich beim mexikanischen Drogenproblem nicht zuletzt um ein amerikanisches handelt, denn »wir sind diejenigen, die Drogen kaufen, wir finanzieren die Gewalt«.
Dagegen wirkt Winslows jüngstes Werk, »Missing. New York«, möglicherweise wie eine Fingerübung zum Warmmachen für Größeres. Aber in sich hat sie es eben doch, diese düstere, in zumeist kurzen Sätzen erzählte Geschichte um einen gewissenhaft verbissenen, mit seinem Ermittlerjob verheirateten Cop. Dieser Frank Decker, der Ich-Erzähler, lässt alles hinter sich, Beruf, Karriere, Ehefrau, um sich auf die Suche nach einem Psychopathen und der vermissten siebenjährigen Haily zu machen. Er entspricht dem Typ des einsamen Wolfs, wie Männer sich ihn gern vorstellen.
Ja, der einsame Wolf. Er zieht ziemlich unermüdlich seine Kreise in den Noir- und Hard-Boiled-Thrillern US-amerikanischer Prägung. Und Don Winslow? Ist ein großer Fan von Raymond Chandler. War ja klar.

Don Winslow: Missing. New York. Droemer-Verlag, 2014, 395 Seiten, 14,99 Euro