Hollywood in Harare

Die Sekretärin verliebt sich in ihren Boss, nach einer heimlichen Affäre wird sie durch Hochzeit geadelt, schwelgt in Luxus und steigt irgendwann selbst zur Königin in Gucci auf, um den ganzen Laden zu schmeißen – trotz allerlei Neider, Intrigen und Affären. Grace Mugabes Leben könnte als Plot für eine Hollywoodschmonzette dienen, Sympathieträgerin wäre sie allerdings kaum. Die 49jährige hat sich als ihren Prinzen den über 40 Jahre älteren simbabwischen Autokraten Robert Mugabe ausgesucht. Der ehemalige antikoloniale Befreiungskämpfer bestimmt seit 34 Jahren in Simbabwe und will sich davon auch mit über 90 nicht abbringen lassen. Nur seine Grace, mit der er drei Kinder hat, könnte ihn irgendwann beerben, damit die Macht schön in der Familie bleibt. Auf dem Parteitag der Regierungspartei Zanu-PF vergangene Woche in Harare wurde der Präsident erneut als Parteivorsitzender und Präsidentschaftskandidat bestätigt; Grace wurde zur Vorsitzenden der Frauenliga der Zanu-PF gewählt, ein wichtiger Posten im Politbüro. Sie gilt als Roberts mögliche Nachfolgerin, dabei hat sie politisch kaum andere Erfahrungen vorzuweisen als erfolgreiches Intrigieren. Ihrer Konkurrentin um das Präsidentinnenamt, der stellvertretenden Präsidentin Joice Mujuru, wurden kürzlich Korruption und ein Mordkomplott unterstellt – Mujuru hat in der Zanu-PF nun nichts mehr zu sagen.
Aber nicht, dass Graces Parteigenossinnen und -genossen besser wären: Präsident Mugabe und seine Zanu-PF verfolgen trotz des 2008 mit der Opposition ausgehandelten Abkommens zur Machtteilung immer noch jegliche Regierungskritik und die korrupte Oligarchie des Landes versorgt die hungernde Bevölkerung vor allem mit Propaganda gegen das koloniale Ausland und politische Feindinnen und Feinde. Selbst der luxuriöse Lebensstil und die ausgedehnten Shoppingtouren Grace Mugabes, für die sie von vielen kritisiert wird und die ihr Namen wie »Gucci Grace« und »First Shopper« eingebracht haben, sind harmlos im Vergleich zur desaströsen Wirtschafts- und Sozialpolitik der Zanu-PF. Der neuste Skandal um Grace betrifft ihren Doktorgrad, den sie im September, nur zwei Monate nach ihrer Einschreibung, an der University of Zimbabwe in Harare erworben hat. Rektor der Universität ist ihr Gatte, der auch ihr Gutachter gewesen sein soll. Der 90jährige ist zwar nicht mehr ganz knackig, aber wohl der richtige Prinz für ihre Ambitionen.