Offener Brief

Russlandpolitik. In Zeiten von Internetpetitionen, Shitstorms und Hashtag-Empörung ist der Offene Brief als Medium des Protests ziemlich aus der Mode gekommen. 60 Personen aus Politik, Medien, Kultur und Wirtschaft haben sich nun auf das klassische Instrument der Öffentlichkeitsarbeit besonnen, um eine neue Entspannungspolitik gegenüber Russland zu fordern. Initiiert wurde der Aufruf »Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!« von drei altgedienten Politikern, dem ehemaligen Kohl-Berater Horst Teltschik (CDU), dem ehemaligen Verteidigungsstaatssekretär Walther Stützle (SPD) und der Ex-Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer (Grüne). Die Forderungen bleiben vage: »Wir dürfen Russland nicht aus Europa hinausdrängen«, heißt es unter anderem. Unterzeichnet haben etwa Wim Wenders, Hannah Schygulla, Klaus von Dohnany, Eberhard Diepgen und Friedrich Küppersbusch. »Es geht nicht um Putin«, betonen die Unterzeichner, zu denen auch der Gazprom-Lobbyist Gerhard Schröder gehört.   her
Konfuzius sagt
Museum. Während der Kulturrevolution wurden die Lehren des Konfu­zius in China als »Müll« abgelehnt und waren bis in die neunziger Jahre verpönt. Jetzt erlebt der Philosoph sein Comeback und bekommt ein gigantisches Musuem in seiner Herkunftsstadt Qufu. Das Zentrum soll mit 100 000 Exponaten ausgestattet werden, eine Ausstellungsfläche von 90 000 Quadratmetern umfassen und umgerechnet 209 Millionen Euro kosten. Sowohl die biographischen Daten als auch die Schriften des Konfuzius basieren auf den Aufzeichnungen seiner Schüler und gelten als ungesichert. Über den Stellenwert des Philsophen gibt es geteilte Meinungen. Max Weber machte den Konfuzianismus für die Rückständigkeit Chinas während des 19. und frühen 20. Jahrhunderts verantwortlich, die Tageszeitung China Daily zitierte kürzlich Helmut Schmidt mit der Aussage, die Ethik des Konfuzianismus habe dafür gesorgt, dass in China unterschiedliche Religionen friedlich nebeneinander hätten existieren können.   her
Luxusprobleme
Apple. Wo »Zu ihrer eigenen Sicherheit« drauf steht, ist zumeist etwas faul. Man denke nur an Kameraüberwachung. Oder eben an den Technologiekonzern Apple, der sich nun wegen Wettbewerbsverzerrung vor Gericht verantworten muss. Apple wird vorgeworfen, den Handel mit Musik und Musikplayern zwischen 2007 und 2009 gegen die Konkurrenz abgeschottet zu haben. Andere Anbieter als I-Tunes habe der Konzern erfolgreich vom I-Pod ferngehalten und Musik von den Geräten einiger Nutzer gelöscht – durch die Hintertür: Wer sein Gerät an den Computer anschloss, wurde dazu aufgefordert, den Player auf die Werk­einstellungen zurückzusetzen. Der Sicherheitschef der Firma recht­fertigt das Vorgehen, man habe die Nutzer vor Hackern schützen wollen – zu ihrer eigenen Sicherheit also. Und bestimmt diente auch das U2-Album, das Apple auf die Speicher sämtlicher I-Phone-Nutzer spielte, irgendjemandes Sicherheit. Dem Konzern drohen Schadenersatzzahlungen in mehrstelliger Millionenhöhe.   oko
Härte ohne Worte
Terminator. Viel musste er nicht von sich geben, um zu einem der härtesten Typen unserer Zeit zu werden. Im ersten Teil von »Terminator« brachte es Arnold Schwarzenegger auf nicht einmal hundert Wörter, die Figur sonderte im Lauf ihrer Karriere trotzdem extrem einprägsame one-liner ab – »I’ll be back« ist nur die berühmteste seiner Punchlines. Und so wurde »Genisys«, der mittlerweile fünfte Terminator-Film, von Schwarzenegger via Twitter angekündigt, das Medium ist schließlich wie geschaffen für ihn: »One. More. Day. Then I’m back.« Er meinte den Trailer damit. »Genisys« wird im Sommer kommenden Jahres in die deutschen Kinos kommen.   oko