Kein Opfer

Zionismus ist für alle da – wenn sie wollen. Anett Haskia will. Doch damit stößt sie auf einiges Unverständnis. Die 45jährige Friseurin ist Israeli und lebt im Kibbutz Yehiam im Norden Israels. Ihre Tochter und ihre zwei Söhne dienen in der israelischen Armee. Nichts Ungewöhnliches in Israel, doch Haskia gehört zur arabisch-muslimischen Minderheit. Sie wuchs in Akko auf und bezeichnet sich selbst als »stolze israelische Zionistin«. Seit einigen Jahren ist sie politisch aktiv und hilft mit ihrer NGO True Voice arabischen Jugendlichen, die freiwillig Zivildienst leisten oder gar in der israelischen Armee dienen wollen, aber auch arabischen Frauen, die ihre gewalttätigen Ehemänner verlassen möchten. Von einigen arabischen Israelis wird sie dafür als »Verräterin« angesehen und angefeindet, doch sie setzt noch eins drauf: Sie kandidiert für die nationalreligiöse Partei Habayit Hayahudi (Jüdisches Heim) und hofft bei den Vorwahlen am 14. Januar auf einen guten Listenplatz. Schließlich möchte sie andere arabische Knessetabgeordnete ersetzen, die in ihren Augen die wahren Verräter sind, da sie sich als »unterdrückte palästinensische Freiheitskämpfer« inszenieren und gegen Israel hetzen, obwohl sie dicke Gehälter von eben diesem Staat kassieren. Sie will hingegen die Interessen arabischer Israelis vertreten und nicht weiter Spaltungen nähren, schreibt sie in der Jerusalem Post.
Es wirkt paradox, dass sich Haskia gerade für die Partei »Jüdisches Heim« entschieden hat, doch seit der letzten Parteireform werden auch nichtreligiöse Mitglieder aufgenommen. Und wie ihre Parteikollegen begrüßt Haskia die Siedlungen, plädiert dafür, Feinden Israels die Staatsbürgerschaft zu entziehen und ist gegen eine Zweistaatenlösung. Wem es nicht in Israel gefalle, der solle in ein arabisches Land gehen, so Haskia. Probleme hat sie auch mit israelischen Linken und »Friedensaktivisten«, die arabische Israelis nur ausnutzten und als Opfer sähen. Sie sei aber kein Opfer und mit dem »palästinensischen Volk« habe sie erst recht nichts am Hut. Es seien eben jene Linken gewesen, die ihr Friseurgeschäft boykottierten, weil sie Araber angeblich nicht genug liebe. Dass Rassismus existiert, problematisiert Haskia dennoch und verurteilt natürlich auch jüdische Rechtsextreme, die allen Arabern den Tod wünschen. Ob sie als geschiedene Muslima bei den konservativen Nationalreligiösen wirklich ein neues Heim findet, wird sich zeigen.