Deutsches Haus

Die Zahl antisemitischer Angriffe in Berlin ist wohl deutlich höher, als aus den bekannten Statistiken hervorgeht. Wie die Berliner Zeitung berichtete, kommt ein Forschungsbericht der Technischen Universität Berlin (TU), der am 7. Januar vorgestellt wurde, zu diesem Ergebnis. In der Statistik der Polizei gebe es demzufolge ein »erhebliches Dunkelfeld« von nicht angezeigten Taten. Viele Opfer zeigten die Täter nicht an, weil sie bedroht würden, zum Beispiel bei Amateurfußballspielen, wo es oft zu antisemitischen Beleidigungen und Pöbeleien komme. Für 2013 listete die Berliner Polizei knapp 200 antisemitische Taten auf. Am frühen Morgen des 4. Januar stürmten in Magdeburg (Sachsen-Anhalt) etwa 20 Rechtsextreme die Tanzfläche einer Diskothek, zeigten den Hitlergruß und schlugen auf Gäste ein. Wie die Mitteldeutsche Zeitung berichtete, kam es nach Polizeiangaben zu dem Übergriff, als das Lied »Lieber bunt als braun« gespielt wurde. Nachdem der Sicherheitsdienst sie des Hauses verwiesen und die alarmierte Polizei Platzverweise erteilt hatte, fuhren 16 Personen der Gruppe mit einem Bus in Richtung Stadtzentrum. Auf der Fahrt beleidigten die Neonazis vier irakische Fahrgäste. Nach ersten Erkenntnissen pflegen die Neonazis Verbindungen zur rechtsextremen und gewaltbereiten Fußballfangruppe »Blue White Street Elite«. Nun wird unter anderem wegen des Verwendens verfassungswidriger Zeichen, gefährlicher Körperverletzung und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt. Der Staatsschutz prüft die Möglichkeit eines Verbotsverfahrens gegen die Hooligan-Gruppe. Am Morgen des 3. Januar entdeckte ein Hausmeister eines Gymnasiums im Dormagenener Stadtteil Hackenbroich (Nordrhein-Westfalen) am Gebäude Schmierereien mit Hakenkreuzen und rassistischen Parolen. Die gegen Türken gerichteten Aussagen ent­hielten sogar Todesdrohungen. Wie die Rheinische Post berichtete, waren nach Angaben der Polizei bereits seit dem Silvestertag der Schützenplatz und eine Grundschule des Stadtteils mit rechts­extremen Parolen beschmiert worden. Der Düsseldorfer Staatsschutz wurde in die Ermittlungen einbezogen. Am Abend des 2. Januar zündeten Unbekannte eine Rauchbombe im Treppenhaus einer Flüchtlingsunterkunft in Grabau (Schleswig-Holstein). Der Rauch breitete sich schnell im Gebäude aus, wie der NDR berichtete, zwei Flüchtlinge wurden vorsorglich ins Krankenhaus gebracht. Dem Hamburger Abendblatt zufolge hatte das Innenministerium zunächst betont, man hoffe, die Attacke sei ein »Dummerjungenstreich«, später teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft mit, eine Tat von Rechtsextremen sei naheliegend.   mm