Das »Compact-TV-Magazin« auf Youtube

Bolschewik mit Aluhut

Das Querfront-Magazin Compact sendet seit kurzem auf Youtube.

Für Jürgen Elsässers Querfront-Magazin Compact verlief das Jahr 2014 nicht schlecht: Im September konnte das moskautreue Blättchen nach eigenen Angaben die Auflage auf 42 000 Exemplare steigern, im Januar hatte sie noch bei 30 000 gelegen. Die publizistische Unterstützung für die verschwörungsideologischen »Mahnwachen für den Frieden« dürfte hierbei eine Rolle gespielt haben. Zudem hofieren Elsässer und seine Mitarbeiter auch andere neue Bewegungen wie die »Hooligans gegen Salafisten« (Hogesa) und die »Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes« (Pegida). Mittlerweile expandiert Compact auch im Video-Bereich. Vor kurzem erschien die Pilotausgabe des »Compact-TV-Magazins«, das zwar als Fernsehsendung beworben, allerdings nur auf Youtube gezeigt wird – eine Folge im Monat.
Als Moderatorin tritt Katrin Ziske auf. In einer Ausschreibung suchte Elsässer nach einer Moderatorin, die »kameratauglich und sympatisch« sein, akzentfrei deutsch sprechen und flüssig vortragen können sollte. Fernseherfahrung und journalistische Vorkenntnisse waren dem Chefredakteur, der die Ausschreibung auf seinem Blog verbreitete, nicht so wichtig. In einem Kommentar stellte er klar, dass die Moderatorin lediglich die Texte der Redaktion vorzutragen habe. Ziske passte offenbar ins Profil. Elsässer fragte zur Veröffentlichung der Pilotausgabe: »Na, wer hat die schönste Moderatorin im ganzen Land?«
Die Frau vor der Kamera und der Chefredakteur kennen sich allerdings schon länger: Bereits im Mai kommentierte Elsässer ein Facebook-Profilbild von Ziske: »Schick, schick, der Bolschewik.« Er bezog sich auf das Barett der ehemaligen Sowjetarmee, das die Studentin der Religionswissenschaften auf dem Foto trägt. Allerdings scheint Ziske mehr Qualitäten zu haben, als nur dem Schönheitsideal des alternden Journalisten zu entsprechen. Auf ihrer Facebook-Seite wird deutlich, dass es sich um eine Überzeugungstäterin handelt: Links zu Verschwörungstheorien zu 9/11, zu Videos von »Ken FM«, zu Vorträgen über das »Zinseszinssystem« von Andreas Popp und zu Artikeln über »Chemtrails« finden sich dort genauso wie Likes bei »RT Deutsch« und dem rechtsesoterischen Kopp-Verlag.
Entsprechend leicht muss es ihr fallen, das Magazin zu moderieren. Thematisch bleibt sich das Medium treu und bespricht die Themen, die für Freunde der Querfront von Relevanz sind. Behauptungen, die Compact nicht belegen kann, werden dabei fein säuberlich in den Konjunktiv oder vor ein Fragezeichen gestellt. So darf Ziske etwa die Frage stellen, ob diejenigen, die gegen Pegida demonstrieren (»radikale Antifa«), mit deutschen Steuergeldern bezahlt werden. Später stellt sie fest: »Masseneinwanderung treibt die Menschen auf die Straße.« In einem Beitrag über den »Friedenswinter« kommen der Initiator der »Mahnwachen für den Frieden«, Lars Mährholz, der Bundestagsabgeordnete Diether Dehm (Linkspartei), der sich selbst als »glühenden Verschwörungstheoretiker« bezeichnet, und der Querfront-Rapper Kilez More, dessen Texte von der »Klima­lüge« bis zu den »Bilderbergern« alles abdecken, zu Wort. Mährholz lässt wissen, die Demonstranten des »Friedenswinters« hätten »keinen Bock auf Lügen« und informierten sich deshalb anderswo als in den »Mainstreammedien«.

Auch etwas Selbstbeschäftigung taucht in dem halbstündigen Video auf. »Wenn die Keule richtig treffen soll, hilft in Deutschland der Antisemitismus-Vorwurf immer noch am besten«, leitet Ziske einen Beitrag über Elsässers Prozess gegen Jutta Ditfurth ein (Jungle World 42/14). Als »Prozessbeobachter« werden in der Sequenz Oliver Janich, der Gründer der »Partei der Vernunft«, und Gerhard Wisnewski befragt, der in seinen Büchern die These vertritt, die Morde der RAF und die Anschläge von 9/11 seien von Geheimdiensten verübt worden. Wenig verwunderlich: Beide scheinen Ditfurth, die Elsässer einen »glühenden Antisemiten« genannt hatte, nicht zu mögen.