»Toll, jetzt stehe ich auf einer Todesliste«

In der vergangenen Woche griff eine »Nationalsozialistische Hacker-Crew« den Server des Duisburger Punk-Versands Impact Mailorder an und veröffentlichte Namen, Adressen und Telefonnummern von 40 000 Kunden. Andy von Impact hat mit der Jungle World gesprochen.

Haben Sie Vermutungen, warum sich die Nazi-Hacker ausgerechnet Impact Mailorder als Ziel ausgesucht haben?
Den Impact Mailorder gab es schon vor dem Internet. In der ganzen Zeit haben wir uns immer mit Nazis angelegt. Zu den Hochzeiten der Böhsen Onkelz haben wir unser T-Shirt »Böhse Enkelz« mit Tic, Tric und Trac vorne drauf verbreitet. Als Freiwild das Geweih erhoben, haben wir Hintergrundinformationen über die Band und die Ansichten des Sängers veröffentlicht. Wir sind auch ein Label. Jede zweite unserer Bands spielt auf antifaschistischen Festivals.
Wie schlimm sind die Konsequenzen des Angriffs?
Sie sind schlimm. Der Mailorder ist irreparabel zerstört. Wir haben aber einen Plan B: Wir werden in den nächsten Tagen mit einem nagelneuen System wieder ans Netz gehen, das wir seit einem dreiviertel Jahr in Vorbereitung haben. Hätten uns die Hacker zwei Wochen später angegriffen, wären sie an diesem System gescheitert, weil es Sicherheitsstandards entspricht, an denen sich die NSA die Zähne ausbeißen kann. Ohne dieses System wären wir weg vom Fenster.
Was sagen Ihre Kunden zu dem Vorfall?
Wir werden von manchen angefeindet, weil wir angeblich Daten nicht sicher aufbewahren können. Dabei wurden sogar Ebay und Sony schon gehackt. Ich denke, 60 bis 70 Prozent der Kunden werden uns unterstützen. 30, 40 Prozent sind verschreckt und denken sich: Toll, einmal bei Impact bestellt und jetzt stehe ich auf einer Todesliste.
Wie groß ist die Gefahr für die Kunden wirklich?
Ohne es bagatellisieren zu wollen: Manche sehen das zu dramatisch. Es ist nicht das erste Mal, dass irgendwelche Listen aus der Punk-Szene in den Händen der Gegenseite landen. In der Regel passiert aber nichts. In einschlägigen Foren peitschen sich die Nazis zwar auf. Aber rauszugehen und was zu machen, ist eine andere Geschichte.
Stecken vielleicht Nazis aus Ihrer Nachbarschaft hinter der Sache?
In unserer Nachbarschaft ist der Ausländeranteil sehr hoch, was für uns sehr gut ist. Um die Ecke ist eine kleine Moschee. An der anderen Ecke ist der Döner-Mann. Wir befinden uns zum Glück nicht in einem von der NPD kontrollierten ostdeutschen Bauernkaff.