Falke beim Brüten

Gemeinsam mit Delia Gonzalez veröffentlichte Gavin Russom eine der schönsten Synthesizer-Platten der vergangenen zehn Jahre: »Days Of Mars«. Mit »Hail Of Arrows« ist Russom zurück mit einem Konzeptalbum. Die tierische Rückeroberung städtischer Räume wird illustriert am Beispiel der Wanderfalken in New York. Los geht es mit »Reclaiming The City, Banding Together«. Offensichtlich sind Wanderfalken Tiere, die recht lange brauchen, um sich zusammenzufinden: Russoms klangliche Umsetzung besteht aus einer Synth-Sequenz à la John Carpenter, die sich 17 Minuten lang kaum verändert. Ab und zu kommt ein höherfrequentes Geräusch hinzu, da ist wohl wieder ein Falke gelandet. »Awakening In A Changed World, Exploring The Landscape, Knowing Freedom« bringt es auf eine ähnliche Länge. Sieben Minuten dronet das »Awakening« vor sich hin, dann geht es ans »Exploring«, wieder eine Synth-Sequenz. »Forming Alliances Among Animals, Protecting The Land« danach ist etwas rauer. Haben die Falken Laserwaffen? Oder stellt das »biu biu«-Geräusch den Schrei des Falken dar? Das Konzept wirft Fragen auf. »Evolving Into The Unknown, An Age Without Human Interference, Decolonization« erzählt zum Abschluss die Geschichte einer menschenleeren Welt. Russoms Utopie klingt, als wäre sie der Soundtrack für die Echtzeitdokumentation »Falke beim Brüten«. Ab und an blitzt altes Können auf, aber die klangliche Dichte und harmonische Spannung von »Days Of Mars« erreicht »Hail Of Arrows« bei weitem nicht.

Hail Of Arrows (Gavin Russom): »Hail Of ­Arrows« (Ecstatic)