Eine Frage der Körperhaltung

»Ich habe aber auch noch nie einen Nazi gesehen, so mit Springerstiefeln. Ganz ehrlich!« sagt der Redner auf dem Marktplatz in Halle. Thomas »Steiner« Wulff (ohne Springerstiefel) und seine Freunde von der NPD stehen in der ersten Reihe und können sich das Kichern nicht verkneifen. Wie von den Organisatoren der »EnDgAmE«-Veranstaltung angekündigt, ist am Samstag eine bunte Mischung zusammengekommen: »Menschen aus allen politischen Lagern.« So stand es im Aufruf und tatsächlich tummeln sich Neonazis, Reichsbürger, Compact-Anhänger, Infokrieger, Esoteriker, »Freidenker« und andere Friedensfanatiker. Auch die Gegendemonstranten von der Antifa sind unterwegs. Donatus Schmidt, ein »Friedensaktivist aus Halle«, hat sich informiert und weiß, wie das System funktioniert: »Das muss aufgedeckt werden!« Er habe die Information, dass am Stand der SPD ein Schild stehe mit der Aufschrift »Antifa Geldausgabe«. Erheiterung auf der Gegenseite. Kurz darauf die Enttäuschung: »Oh, ich habe gerade gehört, das ist Ironie.« Frank Gep­pert, Mitorganisator von »EnDgAmE«, wird nicht müde zu betonen, man distanziere sich von »allen Extremisten – links wie rechts«, und lädt die Gegendemonstranten ein, gemeinsam »für den Frieden« zu demonstrieren. Die lehnen ab und so zieht Geppert dann den Plausch mit Wulff vor. Wojna, Verschwörungspopstar von »Die Bandbreite«, schaltet sich ein; eine CD wechselt den Besitzer. Zuvor forderte Christian Bärthel, Anhänger der »Kommissarischen Reichsregierung«, Freiheit für den Holocaust-Leugner Horst Mahler. Großer Applaus, das gefällt nicht nur den Nazis. Als am Tag danach Fotos vom Gespräch zwischen Wulff, Geppert und Wojna auftauchen, weiß die Facebook-Seite von »EnDgAmE«, dass Wulff wahrscheinlich beim Verfassungsschutz arbeitet, und fragt: »Auftrag erfüllt? Cui Bono?« Ein User ergänzt: »Trotzdem signalisiert Frank mit seiner Körperhaltung Ablehnung. Google mal Körpersprache!«