Berlin Beatet Bestes. Folge 281.

Knallharte Action und biblische Schriftrollen

Berlin Beatet Bestes. Folge 281. Günter Kallmann: Brennender Sand (1960).

Hejo, brennender Sand,/ich seh’ dich glüh’n und verweh’n. Ei-Ei-Ei-Ei-Ei!/Harte Fäuste und heißes Blut/Heiß wie der Wüstenwind/Und ein Herz voller Ungeduld –/für die Liebe geboren./Und ein Herz voller Ungeduld –/an den Teufel verloren./Keiner hat gefragt, wo der Weg ihn hinführt./Das Abenteuer, es hat uns getrieben./Doch wir haben es bitter gespürt./Es ist nur Verzweiflung geblieben.«

So schmettert Günter Kallmanns mächtiger Bariton, begleitet von Conga-Trommel und Bläsern, in diesem in jeder Hinsicht gelungenen Exotika-Song. Nur, dass er nicht in Hollywood, sondern in Berlin aufgenommen wurde. Und der Film, zu dem diese Platte gehört, ist leider völlig in Vergessenheit geraten. »Brennender Sand« war die erste deutsch-israelische Co-Produktion: Knallharte Action, mit Erotik gepfeffert, exotisches Setting und dieser Soundtrack – bei »Brennender Sand« stimmt wirklich alles. »Harte Fäuste«, »Wüstensand«, »An den Teufel verloren« – der Text erzählt schon den halben Film nach. Es ist ein Abenteuer-Reißer erster Güte, herrlichster Trash, wie das Cover der Single bereits andeutet. Sogar die Soundtrack-Single ist Trash: eine Schallfolie, hergestellt vom Berliner Billig-Label Okay. Im Film treten selbstverständlich Esther und Abi Ofarim auf, in einer Kellerbar singen sie auf Hebräisch ein Lied. Leider erschien nicht ihr Song auf dem Soundtrack, sondern die besagte Vokal-Version von Günter Kallmann sowie eine noch exotischere Instrumentalversion.
Die damals 17jährige Daliah Lavi hatte ihre erste Hauptrolle in »Brennender Sand«. Als Tänzerin Dina windet sie sich in der Kellerbar und umgarnt eine Truppe von Männern, die sie zur Jagd nach biblischen Schriftrollen in der jordanischen Felsenstadt Citra überredet. In der Realität befanden sich Israel und Jordanien 1959 im Konflikt, dennoch konnte Regisseur Raphael Nussbaum in der historischen jordanischen Felsenstadt Petra drehen. Und los geht’s mit der Expedition. Als Beduinen verkleidet, überschreiten sie mit Kamelen, Pferden und Eseln die gefährliche Grenze von Israel ins jordanische Feindgebiet. Sie werden durch die Wüste gejagt, Dina wird von einem Schuss verfehlt, ihr Esel stirbt. Sie erreichen Citra, eine Gruppe Beduinen lauert ihnen auf. Alle Araber werden getötet. Die Schriftrollen werden vom Wind in die Wüste geweht.
Der 1927 in Berlin geborene Günter Kallmann gründete wenig später seinen Kallmann-Chor und erhielt mit ihm insgesamt acht Goldene Schallplatten, nahm 35 Alben auf und trat 25 Mal im »Blauen Bock« auf. Esther und Abi Ofarim wurden zu einem der erfolgreichsten Gesangsduos der sechziger Jahre. Abi Ofarim ist Vater der Sänger und Schauspieler Gil und Tal Ofarim. Und Daliah Lavi wurde zur international gefeierten Schauspielerin und Sängerin; unter anderem trat sie in Karl-May-Filmen auf.
Mein Name ist Andreas Michalke. Ich zeichne den Comic »Bigbeatland« und sammle Platten aus allen Perioden der Pop- und Rockmusik. Auf meinem Blog Berlin Beatet Bestes (http://mischalke04.wordpress.com) stelle ich Platten vor, die ich billig auf Flohmärkten gekauft habe.