Reingefallen. Eigentlich wie jedes Mal, wenn eine These lockt, der man schon ob ihrer Griffigkeit misstrauen sollte. »Analog ist das neue Bio« behauptet Andre Wilkens, ein »Digitaler Mitmacher«, der sich um unsere Welt, die digitale Revolution und mögliche Umgehensweisen mit beidem sorgt. Wenn Wilkens sich vorgenommen hatte, Themen anzuschneiden und über weite Strecke in Zeitgeistgeraune abzugleiten – er hat es geschafft. »Dass das Übermitteln von Nachrichten durch E-Mail und Social Media viel einfacher und schneller geworden ist, hat nicht dazu geführt, dass wir nun mehr Zeit für andere Dinge haben«, klärt er den Leser auf. Einen Leser wohlgemerkt, der penetrant aus dem Text angesprungen und geduzt wird. Es ist wie bei Ikea.
Wilkens versucht, den Alltag erfolgreicher Mittelschichtsangehöriger pointiert zu deuten. Ob er der Komplexität der Welt gerecht wird, steht auf einem anderen Blatt. »Bio steht wie Analog für die eigene Tat zur Weltverbesserung. Nicht nur schimpfen und dann trotzdem dem Herdentrieb folgen, sondern selbst aktiv werden«, schreibt Wilkens. Analog stehe für »eine selbstbestimmte Lebensqualität. Vielleicht auch einfach nur Glück«, es sei so einfach: »Buchladen statt Amazon, Cash statt Kreditkarten... Briefe statt E-Mail«. Am Ende gibt’s Tipps, zum Beispiel gegen die Schrecken von Selfies. Die nämlich solle man besser malen, denn solche »analogen Selfies erfordern Kreativität, Handwerk und Zeit«. Und plötzlich fällt einem das Leben viel leichter. Oder?
Andre Wilkens: Analog ist das neue Bio. Metrolit–Verlag, 2015, 220 Seiten, 18 Euro