Der Hegeschuh

Nutella hat es getan, Coca-Cola hat es getan – nun macht auch die bei allerlei Alternativgestalten angesagte Schuhmarke »Converse« mit. Nämlich beim großen Individualisierungs- und Tagging-Trend. Für die neue Kamapagne »Made by you« hat das Label nach Auskünften der Branchenzeitung Schuhkurier verschiedene Künstler und Alternativgestalten angefragt, ihre getragenen Chucks in die Kamera zu halten, und die haben das dann natürlich auch widerstandslos getan. So gibt’s derzeit in den großen Städten Plakate zu sehen, auf denen etwa die Copy-Paste-Autorin Helene Hegemann ihre schmutzigen Mauken ausstellt, und wer sich schon von den seelenlos schönen Intimissimi-Models belästigt fühlte, den wehen nun die Ausdünstungen der Hegefrau an. »Made by Helene Hegemann« heißen ihre blauweiß gestreiften Treter, und nur ganz böse Bösewichte werden sich jetzt fragen, ob das auch wirklich ihre eigenen Schuhe sind oder sie nicht doch verschiedene Müffel- und Miefaspekte von anderen, wichtigeren Autoren zusammengetragen hat. Das Feinsinnige, ja direkt Tückische dieser Kampagne ist, dass sie vorgibt, Werbung zum Nichtkonsum, zum längeren Gebrauch schon bestehenden Besitzes zu sein, und sich so also nahtlos einfügt in einen Lebensstil aus WG, Containern, Do-it-yourself und Ziertomaten auf dem Balkon, der sich stets als besonders erstrebenswertes und alternatives Leben feiert und doch nur aus der ökonomischen Not eine politästhetische Tugend macht. Wenn uns Firmen wie Toppits oder Swirl demnächst die Müllbeutel von Szenegrößen unter die Nase reiben, die Baumärkte im piekfeinen Kompost der Schickeria wühlen oder Pril aus den Spülen der Schönen und Linken berichtet, setzt vielleicht ein Umdenken ein. Oder zumindest ein Andenken. Wo schon nicht Mitdenken.