Atemloser Wahlkampf

Helene Fischer. Als ihr Song »Tage wie diese« auf Veranstaltungen von CDU und SPD gespielt wurde, empörten sich Die Toten Hosen. Auch die Band Wir Sind Helden beschwerte sich darüber, dass ihr Hit »Gekommen um zu bleiben« im Rahmen des NPD-Wahlkampfs instrumentalisiert wurde. Und nun also: Helene Fischer. Ihr Gassenhauer »Atemlos durch die Nacht« wurde im thüringischen Landtagswahlkampf 2014 von der NPD verwendet, um Stimmen zu gewinnen. Spiegel Online zufolge hat sich die Sängerin in einem Rechtsstreit gegen die NPD durchgesetzt. Das thüringische Oberlandesgericht entschied, Fischer müsse nicht hinnehmen, dass die NPD den Song im Wahlkampf spielt. Schließlich könne ihr Ruf beschädigt werden, wenn sie mit der Partei in Verbindung gebracht werde. Fischer hatte zunächst eine einstweilige Verfügung erwirkt, die dann auf Antrag der NPD wieder aufgehoben wurde. Dagegen hatte die Sängerin Berufung eingelegt. Ob sie sich über ihre Musik Gedanken machen wird, ist nicht bekannt.   oko
Feindliche Übernahme
Jera Projekt. »Es muss nicht sein, dass wir überall McDonald’s haben und Burger King, ganze Straßenzüge inflationär voll mit ausländischen Restaurants. Das ganze nimmt überhand!« sagte Melanie Dittmer Ende 2014. Dittmer war Mitglied im Landesvorstand der Jungen Nationaldemokraten in Nordrhein-Westfalen, saß im Vorstand von Pro NRW, rief den Bonner Ableger von Pegida ins Leben und wandelt nun auf popkulturellen Pfaden. Was soll nach rappenden Neonazis kommen? Wie wäre es mit rechtem Raggae? Derart schlicht dürften die Vorüberlegungen von Jera Projekt gewesen sein, einem »musikalischen Projekt deutscher Patrioten«. Feindliche Übernahme ist das Prinzip ihrer ersten und hoffentlich letzten Verlautbarung. Denn zumutbar ist das nicht, was man im Video zu sehen und vor allem zu hören bekommt: Dittmer schlendert über eine Brücke und singt dabei eine mies modifizierte Version von »Get up, Stand up« von den Wailers – Bob Marley und ­Peter Tosh würden sich im Grabe umdrehen.    oko
Alltagsrassismus
Logostreit. Die Diskussion über das Logo einer Mainzer Firma ist von solcher Tragweite, dass sie mittlerweile sogar die Washington Post beschäftigt. Was ist da los? Die »Thomas Neger Metallsystem und -bedachungen GmbH« wirbt mit einem dicklippigen schwarzen Männchen, große Ohrringe und Bastrock inklusive. Was für die einen rassistisch ist, bezeichnen andere als Traditionspflege. Schließlich habe Negers Großvater Ernst Neger, »der singende Dachdeckermeister«, ein Prominenter der Fastnachtsszene, das Logo vor mehr als 70 Jahren erfunden. Trotzdem: »Das Logo soll geändert werden«, sagt David Häußer, einer der Initiatoren von »Das Logo muss weg«. Es werde schließlich als diskriminierend empfunden. Die Unterstützer Thomas Negers halten auf ihrer Facebook-Seite »Ein Herz für Neger« dagegen und sehen ­ihren prominenten Schützling – Neger ist aktiver Fastnachter (mit »Wir alle leben im Schatten des Doms« landete er einen regionalen Hit) und CDU-Stadtrat – als Opfer einer Hetze. Von Einsicht keine Spur.   oko
Revolutionärer Kauf
Leonardo DiCaprio. Der New York Times zufolge hat sich Leonardo DiCaprio zusammen mit einem Geschäftspartner die unbewohnte Insel Blackadore Caye vor der Küste von Belize gekauft. Er will ein Öko-Resort mit 68 Villen – gebaut in »geometrischer Einheit mit der Natur« – errichten, die Insel aber zuvor in ein »Erholungsparadies« verwandeln. Blackadore Caye litt an Überfischung, die Mangroven-Bäume wurden abgeholzt – die beiden Käufer versuchen, sie »in ­ihren natürlichen Status zurückzuführen«. Fischaufzuchtstellen sollen eingerichtet, Mangroven-Bäume angepflanzt werden. »Der Fokus soll darauf liegen, die Welt zu verändern«, sagt DiCaprio. So geht Revolution also.   oko