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Antideutsche reihen ihre stets frisch geputzten Schnürschuhe feinsäuberlich vor der Wohnungstür auf und tragen selbst im Sommer Pantoffeln. Vermutet eine Kollegin. Eine andere widerspricht entschieden: Das mit den Pantoffeln stimme gar nicht. Erst neulich sei sie bei ihrem antideutschen Nachbarn zu Besuch gewesen und habe beobachtet, wie er geschickt und mühelos über seinen polierten Dielenboden glitt – auf Strumpfsocken! Ohnehin seien derlei Pauschalisierungen doch in der Regel unwahr. Gerade in Zeiten wie diesen könne man sich auf nichts mehr verlassen. Mittlerweile sei nicht einmal mehr auf die jahrzehntelang gehegten Traditionen antideutscher Küchendekoration Verlass. »Schuld daran ist auch die Jungle World!«, behauptet sie. »Vielleicht wird man sich an diesen neuen Anblick gewöhnen müssen.«
Was ist geschehen? Eine Antwort kommt prompt aus der Geschäftsführung. »Diese Partyplakate, die gehen weg wie geschnitten Brot«, sagt der Kollege voller Euphorie. Von »Bestellungen ohne Ende« ist die Rede, man komme mit dem Verschicken kaum noch hinterher und mache sich so langsam ernsthafte Gedanken: Ist das Poster »Deutschland kaputt. Hurra!« auf dem Weg, ein neuer Klassiker antideutscher Küchenwandgestaltung zu werden? Und wo genau hängen die Käufer das Plakat mit den großen Buchstaben hin? Über, unter oder neben das Schwarzweißbild des Soldaten der Roten Armee, der eine Sowjet-Flagge auf dem Reichstag hisst? »Das ist die entscheidende Frage«, sagt der Kollege und versichert, die weitere Entwicklung genau im Auge behalten zu wollen. So wie noch vor zehn Jahren, als die Jungle World unter dem Motto »Deutschland, du Opfer« alle Freunde gepflegter Unterhaltung einlud.
Ja, »Deutschland kaputt. Hurra!« soll mit seinen weißen Lettern vor allem eine Veranstaltung bewerben: Am 8. Mai findet der Festakt zum 70. Jahrestag der deutschen Niederlage statt. Die Party der Jungle World, so viel ist sicher, wird natürlich nicht weniger als legendär: Unter anderem werden Fraktus Grüße bestellen, Von Spar und das Flug live spielen, DJ Marcelle auflegen und Alerta Optics Visuals präsentieren. Los geht’s um 22 Uhr im Berliner SchwuZ in der Rollbergstraße 26. Ob Sie in Pantoffeln oder Lackschuhen kommen, bleibt ganz Ihnen überlassen. Hauptsache, Sie erscheinen zahlreich.

Kreuzworträtsel
Foto-Fauxpas. Als Sarah Pines den Maler und Bildhauer Scott Hove (»Jungle World« 16/2014) interviewte, wurde versehentlich ein falscher Fotograf genannt. Die Bilder seiner Kunst stammten nicht von Scott Hove selbst, sondern von Laura Mendez Barletta.