Der Iran unterstützt das syrische Regime

Bedrohtes Imperium

Das syrische Regime kann sich nur noch dank seiner Verbündeten halten. Deren Wichtigster ist der Iran.

Die ganz große Offensive sollte es werden, hieß es im Februar aus dem Regierungspalast Bashar al-Assads. Unter militärischer Führung von Hizb­ollah und iranischen Revolutionsgardisten wollte man gleichzeitig im Süden und Norden Syriens die Rebellen zurückdrängen, die israelische Grenze erreichen und die Opposition in Aleppo einschließen. Diese Pläne sind nicht nur kläglich gescheitert, seit einiger Zeit befinden sich an unterschiedlichsten Fronten sogar die Rebellen auf dem Vormarsch. So eroberte Ende März eine Koalition islamistischer Gruppen die wichtige Provinzhauptstadt Idlib, am Sonntag fiel die strategisch wichtige Kleinstadt Jisr al-Shughour; in Aleppo befinden sich die syrische Armee und ihre Alliierten in der Defensive und die Rebellenkoalition »Southern Front« konnte kürzlich nicht nur Bosra al-Sham einnehmen, sondern am 2. April auch den letzten verbliebenen Grenzübergang, den das syrische Regime noch an der jordanischen Grenze kontrollierte.
So viele Rückschläge musste das syrische Regime seit dem Sommer 2013 nicht mehr hinnehmen. Aber nicht nur militärisch hat sich die Lage für Assad verschlechtert: Erstmals seit Beginn der Aufstände kostete ein US-Dollar über 300 syrische Pfund, bislang konnte der Wechselkurs um 250 Pfund stabilisiert werden. Zudem scheinen die Spannungen und Differenzen innerhalb des Regimes zuzunehmen. Hochrangige Mitglieder des Assad-Clans kamen in den vergangenen zwei Monaten unter dubiosen Umständen zu Tode, gleich zwei Geheimdienstchefs wurden ihres Amtes enthoben.
Zwar erweisen sich Prognosen, das Regime stehe kurz vor dem Kollaps, seit Jahren als voreilig, allerdings fordert der blutige Abnutzungskrieg von Regime und Militär einen immer höheren Preis. Als nur noch bedingt einsatzfähig gilt seit längerem die reguläre syrische Armee. Wird sie bei Angriffen von Rebellen nicht massiv von Einheiten der Hizbollah oder iranischen Revolutionsgardisten unterstützt, zieht sie sich immer öfter einfach zurück.
Längst allerdings ist auch die Hizb­ollah an Grenzen gestoßen, müssen ihre Milizionäre doch inzwischen nicht nur in Syrien die Hauptlast tragen, sondern auch im Jemen und dem Irak an vorderster Front mitkämpfen.
Dass die syrischen Rebellen in letzter Zeit solch beeindruckende militärische Erfolge zu verzeichnen haben, liegt sicher nicht nur an der Schwäche Assads. Offensichtlich haben auch die Golfstaaten ihre militärische und logistische Hilfe intensiviert. Schließlich geht es darum, die ambitionierten Pläne des Iran im Nahen Osten zu durchkreuzen. Das iranische Regime will zur Hegemonialmacht in der Region aufsteigen und ein »neues persisches Imperium« errichten. Das aber steht und fällt mit dem syrischen Regime. Ohne die umfangreiche iranische und russische Unterstützung wäre Assad wohl längst Geschichte.
Kürzlich schlug die iranische Oppositionsgruppe Naame Shaam deshalb vor, man solle endlich auch international anerkennen, dass Syrien ein besetztes Land sei und die Rebellen deshalb nicht in einem Bürgerkrieg, sondern gegen eine Besatzungsmacht kämpften. Inzwischen tritt der Iran in Syrien auch immer öfter als solche auf – allerdings, wie die jüngsten Entwicklungen zeigen, mit nur mäßigem Erfolg.
Als irrig erweisen sich deshalb auch die Hoffnungen einiger Politiker aus den USA und Europa, dass Assad mit Unterstützung des Iran die Oberhand in diesem Krieg gewinnen könnte, um dann erneut für Stabilität in Syrien zu sorgen.