Familientradition

Faure Gnassingbé ist zwar erst 48 Jahre alt, aber bereits eine alter Hase im Präsidentengeschäft. Seit zehn Jahren ist er Präsident Togos, zuvor regierte sein Vater Eyadéma das Land fast 40 Jahre lang. Auch die Anfang Mai erwarteten Ergebnisse der Wahl vom Samstag werden Gnassingbé höchstwahrscheinlich im Amt bestätigen – immerhin hat es schon zweimal geklappt. 2005 mussten auf Druck der Westafrikanischen Wirtschaftsunion (Ecowas) und der Afrikanischen Union Wahlen abgehalten werden, weil Faure nach dem Tod seines Vaters vom Militär zum neuen Präsidenten ernannt worden war. Die demokratische Qualität der Abstimmung war höchst umstritten. Es folgten Proteste, die Armee erschoss Hunderte Demonstrierende. Dennoch wurde Gnassingbé letztlich international als Präsident anerkannt. Die Wahl 2010 erschien bereits demokratischer, auch wenn Beobachter der EU von Stimmenkauf sprachen.
Wahlbetrug wird ihm auch bei der jüngsten Präsidentschaftswahl vorgeworfen. Neben der togolesischen Opposition haben zivilgesellschaftliche Gruppen Ungereimtheiten im Wählerverzeichnis beklagt. Viele Wahlberechtigte, vermutlich Anhänger Gnassingbés, seien doppelt registriert gewesen. Darüber hinaus kritisierte Amnesty International, die freie Meinungsäußerung sei verletzt worden, weil die Armee im März scharf auf Demonstrierende geschossen hat. Auf Druck der Ecowas wurde der Wahltermin vom 15. auf den 25. April verschoben. Doch niemand zweifelt ernsthaft an Gnassingbés Wiederwahl. Der aussichtsreichste Kandidat der Opposition ist der Menschenrechtler Jean-Pierre Fabre. Sein Oppositionsbündnis CAR könnte 30 bis 40 Prozent der Stimmen erhalten, bei der Wahl 2010 waren es 33 Prozent. Im Januar hatte die Opposi­tion eine Verfassungsänderung zur Begrenzung der Amtszeit des Präsidenten im Parlament eingebracht. Gnassingbé schaffte es jedoch, die absolute Mehrheit im Parlament für sich zu gewinnen und den Vorschlag abzuwenden. Obwohl seine Herrschaft kaum als lupenreine Demokratie bezeichnet werden kann, würden Manipulationen das Wahlergebnis aber wohl nicht entscheidend verändern. Es gibt in Togo tatsächlich eine Mehrheit für Gnassingbé, viele wählen ihn aus Gewohnheit, ein wenig auch aus Angst. Und wohl auch, weil er eine Stabilität garantiert, die in der Region keineswegs selbstverständlich ist.