In der Ausbildung I

Münkler-Watch. Während sich Mutti und Vati beim Elternabend der Universität Hamburg darüber unterhalten, wie sie ihren Schützlingen zu einer wunderbaren Zukunft verhelfen können, zeigen Studierende der HU-Berlin, wie der Universitätsalltag wirklich aussieht. Indem sie tun, was Studierende besonders gut können: herumbohren. In diesem Fall an Herfried Münkler. Der Münkler ist als Politik-Professor eine Kapazität – und ein schlimmer Finger, finden seine Kritiker und kommentieren deshalb seine Vorlesung »Politische Theorie und Ideengeschichte« in einem Blog namens Münkler-Watch. Über Frauen und Arbeitslose äußere er sich negativ, instrumentalisiere Rassismen für Witze und verwende einen »Literaturkanon mit einer männlich-weißen Dominanz in der Autor_innen-Auswahl«. Münkler dazu: »Es ist eine eigentlich unerträgliche Situation, unter diesen Umständen der permanenten Denunziationsdrohung (…) eine Vorlesung halten zu müssen.« Er habe sogar in Erwägung gezogen, die Vorlesung abzubrechen.   oko
In der Ausbildung II
Wings-University. Deutsche Hörsäle sind exklusive Orte. Seltener als Maurertöchter und Bankkauffrausöhne sind dort nur Flüchtlinge zu sehen. Denn die Bürokratie ist unerbittlich: kein Studium ohne geklärten Aufenthaltsstatus und einen Berg von Dokumenten. »Das ist verschwendete Zeit. Die Leute brauchen einen Sinn im Leben«, sagt Markus Kreßler dem Bayrischen Rundfunk. Der Student aus Berlin hat mit einigen Freunden zusammen die Wings-University gegründet, an der man weder Pass noch Schulzeugnisse benötigt, um sich einzuschreiben. Studiert wird online: »Das bedeutet, die Flüchtlinge können an ­jeder Stelle das Studium weiterführen oder ein neues aufnehmen.« Damit sie anerkannte Abschlüsse vergeben kann, ist die Wings-Univer­sity auf die Zusammenarbeit mit etablierten Hochschulen angewiesen. »Gerade beginnen Gespräche mit deutschen, aber auch internationalen Universitäten«, sagt Kreßler. Mittlerweile seien über 3 000 Anmeldungen und Anfragen eingetroffen.   oko
In der Ausbildung III
Gunman. Ein Leben lang soll man lernen. Und am besten auch niemals aufhören, am eigenen Körper zu werkeln – Ansehnlichkeit herstellen, Partien ausbilden, sie definieren, um fitter, gesünder und möglichst lang leistungsfähig zu sein. Sean Penn hat diese Herausforderungen sehr ernst genommen und sich, perfekt zum Zeitgeist passend, obendrein noch »neu erfunden«. Schrecklich ist das Ergebnis geworden, man wird die Bilder von »Gunman« nicht mehr aus dem Kopf bekommen: die Gesichtszüge eingefroren über einem gealterten Körper, der in jedem Bild bis in die letzte Faser angespannt ist. Weil auch sie unerbittlich trainiert wurde – Muskeln über Muskeln, unter der Haut sieht man Adern herumwandern, fett wie weichgekochte Makkaroni. Penn hat sich zum aufgepumpten Actionhero in einem schlecht inszenierten Politthriller um die Machenschaften westlicher Bergbaukonzerne im Kongo ausbilden lassen. Wo ist nur der kluge Schauspieler und Regisseur Sean Penn geblieben?   oko
In der Ausbildung IV
Urlaub. Arbeit nervt, sich zum geschmeidigen Mitarbeiter ausbilden zu lassen, noch mehr. Es sei denn, man ist im Unternehmen des chinesischen Milliardärs Li Jinyuan tätig, der 6 400 seiner Angestellten zu einem luxuriösen Urlaub nach Paris und Südfrankreich eingeladen hat. 140 Hotels wurden in Paris reserviert, danach logierte die Bagage in Vier- und Fünf-Sterne-Hotels in Monaco und Cannes. Li ist Präsident der Tiens Group, einem Konzern, der unter anderem in den Branchen Biotechnologie, Immobilien, E-Business, Bildung und Tourismus tätig ist. Die Reise fand zum 20jährigen Bestehen der Partnerschaft zwischen dem Unternehmen und der Region Cote d’Azur statt. Zur Feier formierten sich die Eingeladenen an der Promenade von Nizza zur weltgrößten Menschenkette.   oko