»Mehr Aktivität von Refugee-Gruppen«

Diese Woche endet die dritte »Refugee Movement Bus Tour«. In den vergangenen Wochen besuchten etwa 50 Flüchtlinge sowie Unterstützerinnen und Unterstützer Asylunterkünfte in ganz Deutschland. Die Jungle World sprach mit Napuli Paul-Goerlich, einer der Organisatorinnen der Tour.

In vier Wochen haben Sie gut 20 verschiedene Städte besucht. Wie organisiert man eine solche Tour?
Das Projekt wird von uns Refugees vom Oranienplatz selbst organisiert. Wir schauen, wo es große Asylunterkünfte gibt und welche Gruppen uns unterstützen. Dann ergibt sich nach und nach eine Route. Natürlich brauchen wir Schlafmöglichkeiten, Essen, Geld für Benzin. Neben politischen Gruppen haben uns auch Privatpersonen unterstützt, zum Beispiel mit Spenden. Die Technische Universität Berlin hat uns einen ihrer Busse zur Verfügung gestellt.
Die Tour soll zur Vernetzung verschiedener Flüchtlingsaktivistinnen und -aktivisten beitragen. Gibt es in dieser Hinsicht erkennbare Fortschritte?
Uns ist wichtig, eine gewisse Kontinuität herzustellen. Es darf selbstverständlich nicht bei der Tour bleiben, und das war’s dann. Die Bewegung von Refugees darf nicht auf bestimmte Orte wie etwa den Berliner Oranienplatz beschränkt bleiben. Es muss eine bundesweite Vernetzung erfolgen und da sind deutliche Fortschritte erkennbar. Beispielsweise wird es im Juni eine gemeinsame Konferenz von Gruppen aus Hamburg und Hannover geben. Insgesamt ist mehr Aktivität von Refugee-Gruppen erkennbar. Wir wurden gebeten, einige Städte erneut zu besuchen, und das werden wir möglichst bald realisieren.
Welche Erfahrungen haben Sie während der Tour mit den deutschen Behörden und vor allem der Polizei gemacht?
Als wir in München waren, wurden wir alle kontrolliert. Einer von uns hatte schon zweimal Abschiebungspapiere erhalten, also nahm die Polizei ihn mit und wollte ihn in Abschiebehaft stecken. Zum Glück kannte jemand einen guten Anwalt, der ihn wieder aus dem Gefängnis freibekam. Als wir in Jena kontrolliert wurden, wollte die Polizei einem mitreisenden Sans-Papiers Fingerabdrücke abnehmen, aber das Gerät funktionierte nicht. Sie ließen ihn laufen. Wir haben schon gemerkt, dass wir der Polizei nicht unbekannt sind. 2013 hatten wir in Köln eine harte Auseinandersetzung mit der Polizei, die Verfahren laufen noch. Bei der jetzigen Tour wollte die Polizei offensichtlich nicht noch einmal Ärger mit uns und ließ uns in Ruhe.