Nur nicht schießen

Wer die Politik schon im Namen trägt, muss damit rechnen, dass ihm politische Bekenntnisse abgenötigt werden – das französische Duo DAT Politics zieht sich allerdings geschickt aus der Affäre. Claude Pailliot und Gaetan Collet machen keine Aussagen zu links, rechts, oben, unten oder Mitte; sie begnügen sich damit, die Verhältnisse zum Tanzen zu bringen. Das klingt ein wenig platt, ist es vielleicht auch, aber das sind allzu konkrete politische Botschaften im Pop zumeist ebenfalls.
Interessanterweise erscheint »No Void« bei Shitkatapult, obwohl sich Pailliot und Collet mit diesem Album vom knalligen Electroclash früherer Platten entfernen und ihren eklektischen Stilmix dunkler getönt haben. Doch auch in dieser Hinsicht verhalten sich DAT Politics eher vage: Dass der Track »Black Hole« von den Arbeiten des amerikanischen Comic-Zeichners Charles Burns beeinflusst ist, lässt sich – außer am Titel – nicht unbedingt erkennen, die Nähe zu Burns’ existentialistisch-düsteren Werken ist vor allem eine gefühlte.
Der Einfluss musikalischer Vorbilder ist ­dagegen greifbarer: vom Wave-Pop der Achtziger über Kraut-Elektro im Stil von Tangerine Dream, französische Synthie-Künstler wie Jean Michel Jarre und Jacno bis zu Morricones Filmmusiken wird so einiges durch den Rechner gezogen und neu zusammengebastelt. Das ist meistens extrem tanzbar (»Reptiloid«) und manchmal wegen der allgegenwärtigen Vocoder-Effekte ein bisschen retro und angestaubt (»All Long«). Aber was soll’s, wer tanzt, schießt nicht. Oder so.

DAT Politics: No Void (Shitkatapult/Indigo)