Die Reaktion

»Die kleinste Zelle des Faschismus ist die Kleinfamilie.« Von wem stammt dieses Zitat? Auf unserer Facebook-Seite war die Frage umstritten. Max Horkheimer? Oder doch die Antilopen Gang? Weder noch, meinen die Experten in der Redaktion: Das Zitat stamme von Wilhelm Reich. Jedenfalls war es nicht im Interview mit der Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken (»Der Muttermythos hat gesiegt«, 25/2015) enthalten. Heike M. kritisierte das Interview, weil es darin nur um »weiße«, »inländische« und »wohlsituierte« Frauen gehe. Sie finde es »sehr schade, dass weder Frau Vinken noch Federica Matteoni die ›Kehrseiten‹ dieses Mythos im Blick zu haben scheinen: Wo bleiben Überlegungen zu denen, von denen alle zu ›wissen‹ glauben, dass sie schlechte Mütter oder überhaupt keine sein können? (Z. B. ›behinderte Frauen‹, Prostituierte, arme Frauen etc.)«
Wieder eine Frau, diesmal eine konkrete Person, beschäftigte unsere Leserinnen und Leser auf Facebook: Betül Ulusoy, die muslimische Juristin, die ihr Referendariat an einer Berliner Behörde absolvieren wollte und um die ­erneut ein »Kopftuchstreit« entbrannte. Bei den Reaktionen auf Horst Pankows Text »Mit dem Kopftuch durch die Wand« (25/2015) fällt auf, dass auch säkular eingestellte Personen etwas verwirrt argumentieren. Mit »Fakten« sogar: »Fakt ist nunmal, ein Kopftuch ist kein religiöses Symbol, sondern im Falle Ulusoys lediglich ein privates Bekenntnis zu ihrer Religion«, schreibt etwa Robert N., der einige Posts weiter Religionskritik mit »gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit« gleichsetzt. Darauf antwortet Nils. A.: »Die Person wird nicht deshalb als untauglich für den Staatsdienst erachtet, weil sie sich privat als Muslimin versteht. Sie ist untauglich, weil sie auch als Staatsbeamtin es nicht unterlassen möchte, als Werbebotschafterin für ihre Religion herumzulaufen.«