Jung und entschlossen

An diesem verregneten Samstag schallte laute Musik über den Platz vor dem Rathaus im Berliner Stadtteil Kreuzberg. Es war der Tag der Geflüchteten, und das Refugee Schul- und Unistreikbündnis Berlin machte auf die Aktualität des Themas aufmerksam. Unter dem Motto »Stop killing refugees« versammelten sich Schüler, Studierende, Auszubildende und junge Berufstätige um einen Lautsprecherwagen. Mit selbstgebastelten Schildern, Transparenten und Fahnen protestierten sie gegen das Massensterben an den europäischen Außengrenzen. An der Spitze des Zuges liefen Demonstranten mit einem schwarzen Sarg. Er symbolisierte, dass tausende Menschen auf der Flucht vor Krieg, unmenschlichen Lebensbedingungen und politischer Verfolgung im Mittelmeer sterben, während die Bundesregierung eine Verschärfung des Asylrechts plant. »Wer nicht ertrinkt, wird weggesperrt«, rief eine Rednerin, die Menge skandierte lautstark: »Kein Mensch ist illegal, Bleiberecht überall!« Die Sonne kam heraus und die Demonstration begann ihre Route in Richtung SPD-Zentrale. Tanzend folgten die Teilnehmer dem Lautsprecher. Zwei Rapper präsentierten ihre kritischen Texte und animierten die Menschen zum Mitsingen. »Wir sind nicht einverstanden mit dieser Politik«, sagte eine Rednerin vor der Parteizentrale und rief: »Mittelfinger für die SPD!« Je näher die Demonstration dem Oranienplatz kam, desto motivierter schienen die Leute. »Wir sind die beste Zubringer-Demo«, schallte es durch die Straßen, als sich der Wagen in die Demonstration »Europa anders machen« einreihte. »Uns ist bewusst, dass unser Kampf gegen Rassismus und Ausgrenzung nicht ausschließlich auf der Straße stattfinden kann«, so das Bündnis. Es lud am Rande der Demonstration zum Kongress »Flucht, Migration, Rassismus« ein, der am 26. Juni in der Technischen Universität in Berlin stattfinden soll. Doch an diesem Tag fand er auf der Straße statt, der Kampf für Bewegungsfreiheit, Bleiberecht und soziale Gerechtigkeit.