Der Märchenprinz

Es ist ein lästiges Problem: Wohin mit dem ganzen Geld, wenn man schon alles hat? Prinz al-Walid ibn Talal hat diese schwere Frage vorbildhaft gelöst und bekommt dafür obendrein noch Ruhm und Ehre, etwas, das mächtige Männer ja nicht gratis erhalten. Der 60jährige sau­dische Prinz, einer der zahlreichen Enkel des Dynastiegründers Abd al-Aziz ibn Saud, verkündete am Mittwoch vergangener Woche, er werde sein Privatvermögen in Höhe von 32 Milliarden US-Dollar (28,8 Milliarden Euro) in den nächsten Jahren wohltätigen Zwecken spenden, spätestens nach seinem Tod soll alles in seine Stiftung fließen, die Alwaleed Philanthrophies. Damit übertrifft der studierte Betriebswissenschaftler selbst Bill Gates und Warren Buffett in Sachen Wohltätigkeit. Unterstützt werden sollen dem Prinz zufolge vor allem Projekte für »kulturelle Verständigung«, Empowerment von Frauen und Katastrophenhilfe. In den vergangenen Jahren hat er bereits Dutzende Millionen für diverse Zwecke gespendet. Tatsächlich hat der Prinz vergleichsweise fortschrittliche Ansichten bezüglich der Gleichberechtigung von Frauen, so soll er unter anderem die erste saudische Pilotin unterstützt haben und in seinem Unternehmen Kingdom Holding viele Frauen beschäftigen.
Schön wäre es ja, er würde diese Ideen auch in Saudi-Arabien durchsetzen und dadurch zur kulturellen Verständigung beitragen, dass er dem von seinem Land geförderten Islamismus etwas entgegensetzt. Aber da er von den Regierungsgeschäften ausgeschlossen ist, muss der geltungssüchtige Prinz eben in anderen Bereichen Einfluss ausüben – einst beschwerte er sich beim Magazin Forbes sogar, es habe seinen Reichtum zu gering eingeschätzt. Diesen erlangte er vor allem durch Investitionen im saudischen Bausektor und zahlreiche Beteiligungen an wichtigen Unternehmen weltweit. Dadurch bereichert er die Menschheit bereits jetzt mit wichtigen Produkten und Dienstleistungen, etwa denen von Walt Disney, 21st Century Fox, Twitter, Citigroup, Motorola und Ebay. Damit ist er seinem Ziel, eine »friedlichere, gerechtere und nachhaltigere Welt« zu schaffen, doch schon ein Stück näher. Die »palästinensische Sache« liegt dem friedliebenden Prinzen zudem am Herzen. Die Spendensumme würde übrigens ausreichen, um einige der Zahlungsverpflichtungen Griechenlands zu übernehmen. Das wäre vielleicht nicht so glamourös, aber Aufmerksamkeit wäre al-Walid auf jeden Fall garantiert.