Die Reaktion

Ein kleiner Social-Media-Coup wie der #DeutschlandBeleidigungstag gelingt nicht alle Tage. Es sei uns also gestattet, noch einmal darauf zurückzukommen, zumal wir in der vergangenen Woche mehrmals nach einer Bilanz der Aktion gefragt worden sind. Die Eckdaten zuerst: über 1 800 Likes auf Facebook und mehrere Stunden unter den Twitter-Trends in Deutschland und Österreich. Wir haben zwar mit dem Hashtag dazu aufgerufen, Deutschland ordentlich zu dissen, wer am Ende des mehr beleidigt wurde – also das Vaterland oder eine kleine deutschlandbashende Wochenzeitung aus Berlin –, konnten auch externe Beobachter nicht eindeutig feststellen. Da wir mit Kritik bekanntlich nicht umgehen können und alle Po­sitionen, die nicht der unseren entsprechen, zensieren, werden wir hier nur die Reaktionen zitieren, die uns besonders gefallen haben. Unter den getwitterten Deutschlandbeleidigungen: »Deutschland ist so scheiße, dass die Nordsee zweimal am Tag versucht, zu entkommen« und »Wir bringen euch nicht mal um! Wir sperren euch nur für Stunden in ne Schwitzwanne!« (Oliver Höfhingoff); »Deutschland, du Sigmar Gabriel« (Pretty Polly); »Mit Günter Grass ist einer der klügsten Köpfe Deutschlands gestorben« (Opa Hans); »Deutschland du Deutschland« (Arthur H.). »Luther und der Teufel hatten ein Kind. Man nannte es Deutschland«, schreibt Bernhard T. auf Facebook, wo es mitunter sogar mit gewissem Niveau beleidigt wurde, also mit literarischen Zitaten: »›Vor die Wahl gestellt zwischen Unordnung und Unrecht, entscheidet sich der Deutsche für das Unrecht‹, Johann Wolfgang von Goethe« (Bastian B.). Gefallen, wenn auch etwas strebermäßig, hat uns auch: »›Im düstern Auge keine Thräne, Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne: Deutschland, wir weben Dein Leichentuch, Wir weben hinein den dreifachen Fluch – Wir weben, wir weben!‹« Heinrich Heine, Die schlesischen Weber, 1845« (Die Taz auf Facebook).