»Sie berichten ganz klar von rassistischen Äußerungen«

Im Hamburger Stadtteil Jenfeld hinderte am Donnerstag voriger Woche eine Gruppe von etwa 40 bis 50 Personen das Deutsche Rote Kreuz (DRK) am Errichten von insgesamt 50 Zeltunterkünften für 800 Flüchtlinge. Christopher Bethmann, Mitarbeiter der Fraktion der Linkspartei der Hamburgischen Bürgerschaft, untersuchte am Folgetag die Situation vor Ort.

Was ist denn gestern Abend in Jenfeld passiert? Es ist vieles im Detail noch unklar, ich bin gerade dabei, vor Ort die Lage genauer zu sondieren. So wie ich bisher aus Gesprächen mit Anwohnern gehört habe, sollen sich Anwohner mit SMS-Ketten informiert haben. Sie haben sich dann am Jenfelder Moorpark versammelt und dort den geplanten Aufbau der Zeltunterkünfte so gestört, dass das DRK ihn wieder abgeblasen und auf den nächsten Tag verschoben hat. Die haben sich gegenseitig informiert, um rauszugehen und die Arbeit des DRK zu stören. Ein Anwohner berichtete mir auch, dass Journalisten ihn aufgefordert hätten, für ein Foto, das sie machen wollten, noch weitere Anwohner zu mobilisieren. Ich weiß aber nicht, ob dies vor oder nach der Blockade der Zufahrt war. Medien haben von tumultartigen Szenen berichtet. Kam es bei bei der Behinderung auch zu rassistischen Äußerungen? Von den Bürgern, die wir jetzt hier vorfinden, mit denen ich auch geredet habe, ist Unterschiedliches zu hören. Einige sagen, zwei Prozent haben so etwas gesagt. Einige sagen: »Nein, das haben sie nicht.« Ich habe gerade mit Leuten geredet, die gestern vom DRK hier waren, und auch von der Firma, die jetzt die Zäune aufbaut. Sie berichten ganz klar von rassistische Äußerungen, die ihnen gegenüber gemacht wurden. Es war eine klare Antihaltung zu spüren. In den Medien heißt es, die Anwohner seien vorab nicht informiert gewesen. Und dann haben sie eine SMS-Kette auslösen können? Es klingt schon ein wenig, als hätten sie recht gezielt agiert. Das ist die große Frage. Es stimmt, dass es keine bezirkliche Informationsveranstaltung zu den geplanten Unterkünften gab. Aber es ist wohl so gewesen, dass das relativ schnelle Eintreffen von Feuerwehr und DRK – die Feuerwehr war dafür da, dem DRK die Zufahrt bereit zu machen – so gut zu sehen war, dass auch relativ schnell 40 bis 50 Leute da waren. Das wirft trotzdem die Frage auf, ob die das nicht schon vorher wussten. Das weiß ich aber bislang auch noch nicht so genau. Es gibt aber inzwischen auch Twitter-Meldungen und Facebook-Gruppen gegen die geplante Unterbringung.