Aus dem Sumpf

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Bayou – so nennen die Cajuns, Nachfahren im 18. Jahrhundert aus Kanada vertriebener Franzosen, die Sumpf- und Flusslandschaft, die sie im US-Bundesstaat Louisiana umgibt. Mit ihr befasst sich auch Duane Pitre auf seinem Album »Bayou Electric«. Pitre ist in die Sümpfe um New Orleans gegangen und hat sie aufgenommen. Die Field-Recordings verwendet er als Basis seines knapp 50minütigen Albums, das aus einem einzelnen Stück besteht. Inmitten von zirpenden Zikaden und Vogelgezwitscher, das flirrend aus dem Dunkel der Nacht zu kommen scheint, lässt Pitre majestätische Synthesizer-Klänge schweben. Das einfache Timbre der an- und abschwellenden Cello-artigen Drones findet gut in den Zwischenräumen der vibrierende Naturaufnahme Platz und scheint die Zeit fast bis zum Stillstand zu zerdehnen: Verändert sich das Stück eigentlich oder wird es lediglich wiederholt?
Pitre verwendet seine Field-Recordings nicht als Ornament oder einfaches Mittel, um dem Klangteppich zu räumlicher Tiefe zu verhelfen. Ihm geht es um das Wechselspiel natürlicher und synthetischer Sounds, deren Grenzen immer wieder verschwimmen. Lotete Pitre schon immer eher die kontemplative Seite elektronischer Musik aus – ohne in die Kitschfalle des Wohlfühl-Ambient zu tappen –, geht er hier seinen Weg konsequent weiter. Die Sümpfe auf »Bayou Electric« funktionieren nicht nur als Klangtapete, sie entwickeln tatsächlich eine beeindruckende Sogwirkung. Man muss sich vorsehen, dass man nicht zu tief hineingerät.

Duane Pitre: Bayou Electric (Important Records)