Brust oder Burkini

Das Vorzeigeland des real existierenden Feminismus ist Schweden. Will man das Patriarchat in irgendeinem Land verdeutlichen, vergleicht man einfach dessen Lohnschere oder Kinderbetreuungsmodelle mit denen in Schweden und steht staunend da. Sogar weibliche und männliche Brüste sind in gewissen Institutionen gleichberechtigt, so wurde 2009 nach Protesten von Feministinnen in Malmö entschieden, dass Frauen beim Schwimmbadbesuch nicht gezwungen werden dürfen, ihre Brüste zu bedecken. Schließlich schreibe die Badeordnung dies auch nicht für Männer vor. Zwar ist auch Schweden noch weit davon entfernt, völlig frei von Diskriminierung aufgrund des Geschlechts zu sein, aber wenn eine Frau das Klima erträgt, dann kann sie in dem Land wohl freier und gleichberechtigter leben als sonst irgendwo. Das war auch ein Grund für Sara Mohammad, nach Schweden zu flüchten. Als 16jährige widersetzte sie sich im Irak ihrer Zwangsverheiratung und wurde deswegen von ihrer Familie mit dem Tod bedroht. Heute ist Mohammad eine bekannte schwedische Menschenrechtlerin und Feministin und steht dafür ein, dass Schweden auch weiterhin ein vergleichsweise guter Ort für Freiheit und Frauenrechte bleibt.
Doch seit 2009 hat sich offenbar einiges in die verkehrte Richtung entwickelt. Manche schwedische Schwimmbäder haben, getrennte Badezeiten für Frauen und Männer eingeführt. Dass es manchmal Damenbadezeiten gibt, ist an sich nichts Ungewöhnliches. Die neuste Entwicklung in der Badepolitik verfolgte Mohammad jedoch mit großer Sorge, da es offenbar um religiösen Druck und falsche Rücksichtnahme geht. Sie kritisiert, die Trennung von Frauen und Männern sei ein Beweis für die Macht der Islamisten und mit der neuen Regelung gäben die schwedischen Behörden ihnen nach. Was aussehe wie eine einfache Lösung für ein praktisches Problem, sei vielmehr eine Kapitulation vor der Unterdrückung. Besonders verurteilt Mohammad den Kulturrelativismus, übersehen werde, dass in den vergangenen Jahrzehnten in vielen Ländern eine mit Unterdrückung von Frauen einhergehende Islamisierung statt­gefunden habe. Die Badezeiten seien zwar nur ein Detail, aber Teil eines systematischen Vorgehens der Islamisten. Menschen, die wie sie vor Unterdrückung geflohen sind, müssen nun zusehen, wie Schweden wieder unfreier wird.