Wer rangeht, ­gewinnt

Telefonzellen? Braucht in einem Land, in dem die Sache mit dem Mobilfunk selbst in der tiefsten Einöde störungsfrei klappt, eigentlich kein Mensch – gleichwohl stehen in Norwegen noch ein paar hundert der Relikte aus einer Zeit herum, in der man nur mit passendem Kleingeld oder – später – mit einer Karte telefonieren konnte. Norsk Tipping, die staatliche Lotto- und Toto-Gesellschaft, macht daraus nun ein Gewinnspiel: Irgendwann ab dem 17. August bis zum 31. August wird es in einer von insgesamt 98 Telefonzellen klingeln – und wer dann den Hörer abnimmt, gewinnt, ohne weiter etwas tun zu müssen, eine Million Kronen, umgerechnet rund 100 000 Euro. Allerdings ist nicht einmal die Region bekannt, in der das Gewinner-Telefonhäuschen steht. Die in Frage kommenden knallroten Boxen stehen überall, von Vardø ganz hoch oben im Norden bis Kristiansand im Süden, zeigt eine extra von Norsk Tipping veröffentlichte Landkarte mit den entsprechenden Markierungen. Das Interesse am großen Gewinn ist riesig, ein Angestellter der Tipp-Gesellschaft beantwortet derzeit in einem Livechat Fragen von Kunden, die sich grob um drei Aspekte drehen: 1. Ist es nicht furchtbar unfair, dass in meiner Nähe gar keine Telefonzelle ist? (Antwort: Ja, aber so ist das nun einmal und du kannst das noch so oft wie du willst unter verschiedenen Namen fragen, es wird sich nichts daran ändern.) 2. Kann man nicht vielleicht doch vorab merken, welche Telefonzelle es sein wird, zum Beispiel, weil dort Kameras aufgebaut werden? (Antwort: Nein, Minikameras sind dort schon installiert.) 3. Wenn ich gewinne, wird mein Gesicht live im Internet gezeigt, das möchte ich aber nicht. (Antwort: Dann geh’ halt nicht ran, wenn es klingelt.) Mit anderen Worten: Viel Ärger ist programmiert.