Bärgida: Lasst sie laufen!

Seit Monaten ist es das gleiche Schauspiel: Montag für Montag treffen sich die Anhänger des Berliner Pegida-Ablegers Bärgida am Hauptbahnhof, um gegen den Islam und Flüchtlinge zu hetzen. Eine traurige Trümmertruppe der immer gleichen 120 Personen, bestehend aus Nazihools, biederen Rassisten und rechten Verschwörungsgläubigen. Nach einer Kundgebung mit mehr oder weniger irren Reden und Musik latschen sie am Kanzleramt vorbei zum Brandenburger Tor, manchmal auch weiter zur Russischen Botschaft oder zum Wittenbergplatz. Immer mit dabei: Einige Dutzend bis ein paar Hundert Gegendemonstranten, die den Aufmarsch begleiten und versuchen, ihn zu blockieren. Katz- und Mausspiel mit der Polizei, gelegentliche Festnahmen oder Verletzte inklusive. Die Frage ist nur: Wozu? Fuß fassen konnte der Berliner Pegida-Ableger nie, öffentlich wahrgenommen wird er schon lange nicht mehr. Die Presse nimmt von dem Aufmarsch kaum Notiz, Passanten und Touristen gehen kopfschüttelnd weiter. Die einzige Aufmerksamkeit, die der Rassistendemonstration zuteil wird – und ihr damit einen Hauch von Relevanz verleiht –, kommt von den Gegendemonstranten (und der damit verbundenen üppigen Polizeipräsenz). Nur aus ihrer Anwesenheit kann diese Ansammlung verkrachter Existenzen, die sich Bärgida nennt, eine minimale Aufwertung ihres brachliegenden Selbstwertgefühls ziehen. Nichts gegen entschlossenen antifaschistischen Widerstand. Aber hier handelt es sich um die rituelle Selbstentblößung von ein paar Dutzend Personen in einer Metropole von fast vier Millionen. Man muss nicht über jedes Stöckchen springen, das sie einem hinhalten – zumal es momentan wahrlich bessere Möglichkeiten gibt, sich zu engagieren. Und falls sie doch wieder mehr oder aktiver werden, können wir ja alle wieder auf der Matte stehen. Bis dahin: Lasst sie rechts liegen!