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Saufen statt Grundrechte! Schöner als die CSU-Granden hätten wir die aktuelle Flüchtlingspolitik der Bundesregierung auch nicht auf den Punkt bringen können. »Ich habe heute gebeten, dass wir für die 14 Tage des Oktoberfestes in geeigneter Form Vorsorge treffen, dass München nicht dieser Anlaufpunkt bleibt, wie er zur Zeit ist«, zitierte Spiegel Online am Montag Horst Seehofer. Der bayerische Ministerpräsident brüstete sich damit, die viel zu vielen Asylbewerber und die viel zu fremdenfreundliche Mutti in Berlin endlich in die Schranken gewiesen zu haben. Mutmaßten böse Menschen auf Twitter, die sogleich begannen, unter dem Hashtag #Oktoberfestung über die CSU zu spotten. Wer hätte gedacht, dass der kurze Sommer der deutschen Menschlichkeit so schnell enden würde. Hatte nicht Herfried Münkler, quasi der Niccolò Machiavelli der Bundesregierung, bereits dem Deutschlandfunk erklärt, dass offene Grenzen kein Hippie-Kram, sondern angesichts der momentanen Situation »alternativlos« seien? Wegen des schlechten Images der Deutschen seit der Sache mit Griechenland ohnehin geradezu ein Geschenk des Schicksals, um mal etwas Herz zu demonstrieren, wo niemand mehr eines vermutet hätte. Wie man nun als Linker oder Linke mit der neuen deutschen Willkommenskultur umgehen soll, wollte die Thema-Redaktion über die nächsten fünf Nummern auf der Disko-Seite ausdiskutieren lassen. Wird da noch was draus? Aber warum nicht etwas Vision: Lasst uns Aleppo wiederaufbauen! In Brandenburg vielleicht? Aber nicht zu weit weg von Berlin. Das wäre unzumutbar. Und lieber bei den Geiern als bei den Bayern.
Der CSU geht es indes gar nicht um die Festzeltbesucher, denen womöglich der Anblick ausgezehrter Flüchtlinge den Appetit auf ihre deftige Schweinshaxe verderben könnte. Die Motivation der Christsozialen ist vielmehr purer Humanismus. Sie sorgen sich um das Wohlergehen der Neuankömmlinge: »Insbesondere Asylsuchende aus muslimischen Ländern sind Begegnungen mit massiv alkoholisierten Menschen in der Öffentlichkeit nicht gewohnt«, erläuterte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann. Ein wirklich besorgter Bürger, dieser Herrmann. Da hat jemand besonders gründlich den Leitfaden für interkulturelle Kommunikation zu Rate gezogen. Schon vor drei Wochen hatte Herrmann unter Benutzung des N-Wortes, zumindest nach seinem eigenen Verständis, den Schlagersänger Roberto Blanco vor Rassismus in Schutz genommen. Die sprachlichen Verrenkungen kann man jetzt offenbar wieder bleiben lassen und sich etwas zünftiger ausdrücken. Jo mei.