Falsche Fotos

Kaum waren die ersten syrischen Flüchtlinge in Europa eingetroffen, schlug auch schon die große Stunde derjenigen, die mit Falschmeldungen und gezielt veränderten Fotos Stimmung gegen Asylbewerber zu machen versuchten. Eine vor allem bei Facebook massenhaft verbreitete Aufnahme sollte so beispielsweise belegen, dass die vielen großzügigen Spenden von den Refugees einfach weggeworfen werden – in Wirklichkeit handelte es sich jedoch, wie die Website mimikama.at herausfand, um ein 2012 entstandenes Bild einer Mülldeponie in Debrecen. Ein anderes Foto soll belegen, dass der finnische Zoll kürzlich eine riesige Menge Waffen fand, mit denen, so legen es die auf einschlägigen Webpages veröffentlichten Texte zum Bild nahe, die Flüchtlinge in Europa ausgestattet werden sollten. Aus Syrien kommen nämlich, davon ist man in einigen Verschwörungskreisen zutiefst überzeugt, gar keine Flüchtlinge, sondern getarnte Soldaten, die auf ein bestimmtes Zeichen hin die Macht in Europa übernehmen sollen. Dass die abgebildeten Waffen bereits im Juni entdeckt wurden und auf dem Weg von Vietnam in die Ukraine waren, wurde natürlich verschwiegen. Allerdings werden auch Bilder gefälscht, um Flüchtlinge zu unterstützen: Diese Fotos zeigten Verzweifelte, die vor den Nazis aus Europa nach Nordafrika zu fliehen versuchten, hieß es unter einer Bilderreihe, die ein überfülltes Schiff und eine Menschenmenge auf einem Kai davor zeigte. »Wenn ihr das nächste Mal daran denkt, Eure Grenzen zu schließen, fragt vorher eure Großeltern« lautet die Mahnung unter den Fotos. Die bei Facebook hundertausendfach geteilte Bildserie hat allerdings einen Fehler: Sie zeigt Albaner, die nach der Öffnung der Grenzen 1991 auf einem Schiff namens »Vlora« nach Italien zu fliehen versuchten. Die 10 000 Flüchtlinge an Bord wurden von den italienischen Behörden wieder zurückgeschickt.