Von Ecke zu Ecke

Puhnk ist das, was in Frankreich als Pönk und in vielen anderen Ländern besser unter dem Namen Pannk bekannt ist. Während vor dem Kamin noch trefflich darüber gestritten wird, ob Punk und Authentizität jemals zusammengingen und nicht spätestens mit den Sex Pistols alles irgendwie vorbei gewesen sei, legt jemand La Urss auf und es wird still. Als hätte die Punkband aus Barcelona soeben das letzte Wort in dieser inzwischen angestaubten Diskussion ausgesprochen.
Dabei sind es nur die sprichwörtlichen drei Akkorde des ersten Songs auf »Maravillas del mundo«, die als überzeugendstes Argument in die Debatte hineinpoltern und keinen Widerspruch dulden. »Ich habe sie live gesehen«, sagt einer der Anwesenden dann und es folgt eine Lobhudelei, in der Worte wie »Hammer« und »unfassbar« sich aneinanderreihen und es schließlich heißt, man habe »selten so etwas erlebt«. Live sei die Band, deren auf diesem Album versammelte Songs in etwa so klingen, als sei Punk eben erst erfunden worden, das heißt ohne den Ballast und die traurigen Eskapaden des Genres überhaupt in die Überlegungen im Songwritingprozess einfließen zu lassen, sowieso »der Wahnsinn«. Der androgyne Sänger habe sich noch im letzten Provinzkaff Österreichs von einer Ecke in die andere geworfen und die Leute seien ausgerastet. Die Vermutung liegt nahe, La Urss seien live noch überzeugender als auf dieser Platte, die knallt und trotzdem ohne Muskelspiel auskommt. Ein ausgezeichnetes Puhnk-Album.

La Urss: Maravillas del mundo (La Corporación/Sabotage Records)