Kontext-Hacking

Homeland. »Wir hätten uns gewünscht, diese Bilder vor der Ausstrahlung zu entdecken«, sagte Alex Gansa, Schöpfer der US-amerikanischen Erfolgsserie Homeland, gegenüber der Website deadline.com. Zugleich aber bewundere er den »Akt künstlerischer Sabotage«, den Caram Kapp, Heba Amin und Stone während der Dreharbeiten der sechsten Staffel in Berlin vornahmen. Um ein Set wie ein libanesisches Flüchtlingslager aussehen zu lassen, wurden die drei Graffiti-Künstler beauftragt, arabische Schriftzeichen an Wände zu sprühen. Lesen konnten die Set-Verantwortlichen die Schriftzeichen offenbar nicht, und so flog das »Hacking«, wie die Künstler es nennen, der Serie erst nach der Ausstrahlung im US-amerikanischen Fernsehen auf. Anstatt Bashar al-Assad zu würdigen, hatten die Künstler unter anderem Botschaften wie »Homeland ist ein Witz, und wir haben nicht gelacht« und »Homeland ist rassistisch« an die Wände gesprüht. Kritiker haben der Serie wiederholt vorgeworfen, sie stelle Muslime stereotyp als Gefahr dar.   oko
Wem die Unabhängigkeit gehört
Pitchfork. Für Musikfans, insbesondere solche, die keinen Trend verpassen wollen, zählt pitchfork.com zur Pflichtlektüre. 1996 gegründet, ist das Portal die vielleicht einflussreichste Musik-Website der Welt. Wohl auch, weil das Medienunternehmen, das seit einigen Jahren auch im Livegeschäft tätig ist, jedem die Gelegenheit bietet, sich auch endlich mal ein bisschen independent zu fühlen. Die einen mögen es als Übernahme sehen, die anderen nur als logische Folge, dass Pitchfork Media nun an Condé Nast verkauft wurde. Bemerkenswert an dem Mediencoup ist die Einschätzung des Verlagshauses, das unter anderem Magazine wie Vogue, Wired und Vanity Fair herausgibt, Pitchfork Media bringe Condé Nast ein »sehr leidenschaftliches Publikum junger Männer«. Ryan Schreiber, einer der Gründer von Pitchfork, hielt sogleich dagegen: »Frauen haben einen Riesenanteil an den Pitchfork-Lesern und -Mitarbeitern«, aber der Atlantic kramte eine Pitchfork-Umfrage von 2012 hervor, bei der 88 Prozent der Teilnehmer Männer waren.   oko
Waschen und Bügeln
Laundroid. Früher war die Sache mit der schmutzigen Wäsche ziemlich einfach. Wenn die Jeans dreckig war, warf man sie in eine Zimmerecke auf den Haufen mit den zerknüllten Klamotten und wartete einfach ab. Wie durch Zauberhand lagen die Klamotten nach einer Weile dann wieder sauber und gefaltet im Schrank. Dass eine Person, die man »Mami« nannte, dabei ihre Hand im Spiel hatte, war klar, aber nicht weiter der Rede wert. Erst rückblickend lernte man so viel Service zu schätzen. Wer als Erwachsener mit der Wäschepflege überfordert ist und einen Batzen Geld erübrigen kann, darf nun getrost in die Zukunft schauen: 2019 soll der Laundroid auf den Mark kommen, ein Roboterschrank, den man mit dreckiger Wäsche vollstopft und der dann sortiert, wäscht, trocknet, faltet und bügelt. Bekleckertes Hemd links reinwerfen, fünf Minuten warten, rechts sauber wieder rausholen. Ob das was für Leute ist, die schon beim Programmieren einer normalen Waschmaschine scheitern, ist eine andere Frage.   her
Ausblick von gestern
Back to the Future. Die Zukunft ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Nicht einmal alltagstaugliche Umsetzungen des Hoverboard hat die Menschheit bislang hervorgebracht, von sich selbst anpassenden Jacken und fliegenden Autos ganz zu schweigen. Dabei hatte der Zeitreisende Michael J. Fox solchen Appetit auf die Zukunft gemacht. Robert Zemeckis ließ das Milchgesicht Marty McFly 1989 in »Zurück in die Zukunft 2« in einen plutoniumbetriebenen Delorean steigen, den er am 21. Oktober 2015 wieder verließ. Die Filmreihe erlebte anlässlich des historischen Datums ein Revival, das hierzulande vermutlich auch deshalb verpuffte, weil alle Filmteile ständig nachts auf Kabel Eins oder sonstwo gezeigt werden. Zumindest gefühlt. Weg waren McFly und Doc Brown also nie.   oko