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Manchmal merkt man in der Redaktion ja gar nicht, welche Jahreszeit gerade ist. Politische Katastrophen und Zumutungen haben nämlich immer Saison. Gut, die Temperaturen schwanken, aber zumindest im Konferenzraum ist es immer schön mufflig, düster und eisig wie im Kühlschrank. Da helfen dann nur hitzige Debatten, um uns aufzuwärmen. Aber selbst die finden nicht immer statt. Daran, dass in der Jungle World alle die gleiche Meinung hätten, liegt es sicher nicht, eher an Übermüdung oder Energiemangel.
Doch es gibt auch Tage, da kommen alle ganz fröhlich aus ihren Büros am großen Tisch zusammen, scherzend und vorfreudig – denn es gibt Essen! Jungle-Kantine! Und da wir, wie Sie an dieser Stelle lesen konnten, in der vergangenen Woche daran erinnert wurden, dass es Herbst ist, gab es ein protoherbstliches Gericht. Genau, Kürbissuppe! Mit Ingwer, Curry, Kokosnussmilch und einem Esslöffel Limettensaft. Dazu Baguette und wahlweise Koriander und angebratene Kürbiskerne. Welch ein Genuss für die frierende, ausgezehrte Redaktion! Eifrig wurden dann sogleich Pläne geschmiedet, die Jungle-Kantine dauerhaft wiederzubeleben. Ja, dieses nahrhafte, aber dunkle Kapitel der Geschichte der Jungle World dürfte treuen Leserinnen und Lesern bekannt sein (http://jungle-world.com/artikel/2011/16/43024.html). Diesmal jedoch blieb nicht die ganze reproduktive Arbeit an der Geschäftsführung hängen, die Initiative zum Suppekochen hatte die Thema-Redakteurin ergriffen.
Aber irgendwie kommt die Geschäftsführung aus ihrer versorgenden Rolle nicht ganz raus. Der Geschäftsführer war es, der mit leuchtenden Augen ankündigte, er wolle die Kochtradition gleich weiterführen, und zwar mit Königsberger Klopsen. Irgendwann soll es dann auch Steckrübensuppe geben. Die Vorschläge wurden begeistert aufgenommen. Er könne eben nur deutsch, wenn es ums Kochen geht, musste der Geschäftsführer auf Nachfrage zugeben. Für die Kolleginnen und Kollegen ist das aber kein Problem, kommt erst das Fressen, dann die antideutsche Moral. Eine Diskussion entspann sich sogleich darum, was das denn sei, eine Steckrübe, den meisten der Nachnachkriegsgeneration völlig unbekannt. Doch auch diese jungen Hüpfer wissen sich zu helfen. »Die Steckrübe, auch Wruke, Kohlrübe, Butterrübe, Erdkohlrabi, Unterkohlrabi, Untererdkohlrabi, Bodenkohlrabi, Schwedische Rübe, in Österreich Dotsche, im Schweizerdeutschen Knutsche, ist eine Unterart des Rapses«, lässt es sich ergoogeln. »Sie wird als Gemüse genutzt.« Zumindest letzteres hatten alle schon vermutet.
Mit vollem Magen lassen sich die Temperatur- und Konjunkturschwankungen auch besser aushalten.