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Wenn die Tage kürzer und dunkler werden, verkriechen sich die Bewohner des Dschungels in ihre Ecken und werden müde. Die Neonröhren flackern schon am Morgen und im Sitzungsraum ist es tatsächlich noch düsterer als sonst. Allgemein ist das Lichtdesign in unseren Büroräumen nicht sehr ausgeklügelt. Und weil sich kein Chef um unsere Produktivität schert und Tageslichtlampen oder blaues Licht zur Steigerung der Arbeitseffizienz installiert, kümmern sich die Kollegen ganz individuell um ihr Glück. Die Hormonproduktion muß auf die eine oder andere Weise angekurbelt werden. Mehrheitlich setzen die Kollegen auf anregende Substanzen im Kampf gegen den eigenen Körper: Kaffee, Tee, Mate-Limo, Cola, Koks oder Schokolade. Die Protestanten unter uns schlagen vor, die Müdigkeit einfach stumm zu ertragen.
Gerade aus der Elternzeit zurückgekehrt, beklagt sich der Kollege aus dem Inland schon über den fehlenden Mittagsschlaf. Zwei Stunden mit dem Kleinkind seien da täglich drin gewesen. Diesen Luxus leisten sich die wenigsten. Vielleicht mal einen kleinen power nap gönnt man sich im Lektorat oder ein paar Minuten dösen, während das Kind ein Hörspiel hört. Im Büro könne man hingegen schlecht schlafen, bemerkt der CvD. Die Kollegen unterhielten sich schließlich immer so laut. Dem Kollegem aus dem Feuilleton kann es dagegen kaum laut genug sein. Er schlägt brachiale Musik vor: die Band Brutal Truth. Deren Album »Sounds of the Animal Kingdom« erwecke, in angemessener Lautstärke, Tote wieder zum Leben. Aber auch körperliche Betätigung, wie Spaziergänge an der frischen Luft oder das altmodische Laub harken, kommen offenbar wieder in Mode. Ein schweißtreibendes Langhanteltraining macht die Themaredakteurin munter. Und unser Praktikant bringt vorsichtshalber schon mal seine Yogamatte mit ins Büro.
Gut, dass der Geschäftsführer vorige Woche endlich mal wieder seine berühmte norddeutsche Steckrübensuppe gekocht hat. Die soll nämlich nicht nur gegen Erkältung und Kater helfen, sondern auch die Trägheit vertreiben. Oder verfallen wir am Ende doch nur wieder in postprandiale Müdigkeit, das sprichwörtliche Suppenkoma?