Kanzlertod

Es herbstelt schwer; Verwesung, Verfall und viele veitere V-Wörter tanzen durch die Welt. Hat da nicht eben gerade Schäuble der Merkel Paroli geboten? Hat nicht sogar der Laschet Armin ihr die Treue gebrochen? Fällt das Merkeluniversum demnächst krachend aus­einander? Es spielt eigentlich keine Rolle mehr, denn der wichtigste Todeskampf der Saison – Schmidt, Kohl oder Merkel – ist bereits entschieden. Der Wettbewerb darum, welche Kanzlerschaft, welcher Kanzlerkörper der derzeit moribundeste ist, ist mit dem Hinschied Schmidts zu Ende. Schmidt hätte sich ja auch schier totgeärgert, hätte Kohl ihn überlebt; umgekehrt hätte Kohl, durch akute Verfalls-News seitens Schmidt aufgeschreckt, jetzt noch schnell einen Zahn zulegen, einen Gang höher schalten müssen auf der Autobahn der Sterblichkeit. In seinem Alter auch nicht mehr einfach, Schmidt die schönsten Plätze in den Traueranzeigen zu mopsen! Andererseits hätte ein geschickt platzierter Rücktritt Merkels die Todespläne beider zunichte machen, ihnen Schlagzeilen und sogar ganze Brennpunkte wegnehmen können: »Kohl-Hinrichtung durch Merkel-Rücktritt überschattet«, Schlagzeilen wie diese wären eine schwere Niederlage nicht zuletzt auch für Schmidt, der dann zu einer bloßen nekrologen Randnotiz geraten, unter »ferner starben« abgefrühstückt worden wäre. Da hätten Kohl und Schmidt schon sterbensmäßig zusammenlegen müssen, hätten zum Beispiel mit einem spektakulären Doppelselbstmord, eventuell unter Zuhilfenahme verbotener und wechselseitig applizierter geschäftsmäßiger Sterbehilfe, von sich reden machen müssen. Dann wiederum hätte Merkel gleich zweimal zurücktreten müssen und in Sachen Medienbohei doch das Nachsehen gehabt. Insofern können alle Beteiligten über den Tod Schmidts doch recht erleichtert sein.