Krasse Fehlentscheidung

Jugendsprache. Das Jugendwort des Jahres ist eine einzige Enttäuschung: Der »Smombie«, ein Hybrid aus »Smartphone« und »Zombie«, ist angeblich jemand, der ständig auf sein Handy starrt. An die Knaller der vergangenen Jahre reicht diese Wortschöpfung nicht heran. Weder an das alltagstaugliche »Niveau-Limbo« noch an provokative Begriffe wie »Hartzen« oder die berühmte »Gammelfleischparty«. In dem vom Langenscheidt-Verlag ins Leben gerufenen Wettbewerb lag in der Online-Abstimmung lange Zeit das Passivität ausdrückende »merkeln« weit vorne, gute Chancen hatte auch der nicht eben helle »Alpha Kevin«, der aber wegen Namensdiskriminierung aus dem Rennen genommen wurde. »Rumoxidieren« (für »chillen« oder einfach »tief durchatmen«) konnte sich ebenso wenig durchsetzen wie »bambus« (für cool), auch der »Discopumper« und die »Tinderella« gingen leer aus. Auf Platz zwei landete »Earthporn«, womit romantische Sonnenuntergänge und Landschaften bezeichnet werden.   her
Eva vs. Adam
Peter Hacks. Am Wochenende kamen in Berlin, wie jedes Jahr auf Einladung der zuständigen Gesellschaft, Interessierte zur achten wissenschaftlichen Peter-Hacks-Tagung zusammen. Das Thema war »›Eva ist mein bester Wurf. Geschlechterverhältnisse bei Hacks‹«. Referenten und Publikum diskutierten Frauenfiguren und die Beziehung der Geschlechter im Werk des Dichters und Dramatikers. Der Tagung voraus ging eine Lesung des Stückes »Omphale« im Deutschen Theater, einer der seltenen und erfreulichen Fälle, dass Hacks auf einer deutschsprachigen Bühne gegeben wird. Von philologischer Arbeit am Text und Analyse der Beschreibung der Frauen der Romantik bei Hacks bis zur freien Assoziation über queere Baustellen und Erzählungen über schwulen Sex mit griechischen Göttern war allerlei zu erfahren. Im Zweifelsfall lese man aber selbst bei Hacks nach, beispielsweise bei »Omphale«, einer politisch klugen Crossdressing-Komödie mit utopischem Ende, oder bei »Adam und Eva«.   jbh
Gepflegt schlechter Ruf
Philthy. »Ace of Spades« gehört zu den Klassikern des Heavy Metal wegen der im Erscheinungsjahr 1980 präzedenzlos ruppigen Musik, die Motörhead da ihren Hörern um die Ohren kloppten. Das Cover war ein später Beitrag zum Genre des Spaghettiwesterns, der drei in schwarzes Leder gekleidete Kopfgeldjäger-Typen zeigt. Der Allerschurkigste des Trios sah aus wie eine Mischung aus Dschingis Khan und Captain Blackbeard: Phil Taylor, bekannter unter seinem Beinamen »Philthy Animal«. Er war in der klassischen Zeit der Band zwischen 1975 und 1984 Drummer und machte Motörheads gepflegt schlechtem Ruf alle Ehre: Er pöbelte, trank, prügelte sich und natürlich auch sein Schlagzeug. Als Taylor sich 1980 die Halswirbel bei einer Mutprobe brach, spielte er unbekümmert mit einer Nackenstütze weiter – nicht der einzige Rock ’n’ Roll-Unfall in seinem bewegtem Leben. Das endete nach längerer Krankheit vor einer Woche im Alter von nur 61 Jahren.   uk
Trend zum falschen Dutt
Man Bun. Haarteile zum Kaschieren von Stirn- oder Halbglatze sind bei Männern aus der Mode gekommen, aber, wie eine kurze Google-Recherche belegt, auch nicht völlig vom Markt verschwunden. Sagen wir mal so: Im Trend liegt das Toupet nicht. Jetzt allerdings etabliert sich das künstliche Haarteil erneut auf dem männlichen Haupt, und zwar in Form eines hippen man bun. Der Haardutt wird einfach am Hinterkopf aufgesteckt und soll den von Man-Bun-Tutorials auf Youtube überforderten Männern die schnelle Haarpracht bescheren. Auch Männern mit kürzeren Haaren soll der falsche Dutt zur Megatrendfrisur verhelfen. Alles in allem ein höchst fragwürdiger Trend.   her