Treu zum Regime

Dass sie Karriere machen will, kann man ihr nicht vorwerfen. Dass dies im Dienste der Islamischen Republik Iran geschieht, hingegen schon. Seit 1982 arbeitet Marzieh Afkham für das iranische Außenministerium. Sie leitete die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit unter dem ehemaligen Präsidenten Mohammed Khatami und war seit 2013 Sprecherin des Außenministeriums. Dem Ausland erläuterte sie unter anderem die Vorzüge des iranischen Atomprogramms und die Notwendigkeit der Unterstützung für den syrischen Diktator Bashar al-Assad. Vergangene Woche wurde sie offiziell zur Botschafterin ernannt. So war sie nicht nur die erste Sprecherin des Außenministeriums, sondern ist nun auch die erste Frau seit der islamischen Revolution 1979, die den Iran als Diplomatin vertritt. Außenminister Mohammed Javad Zarif lobte, sie habe ihre Arbeit als Sprecherin mit »Würde, Tapferkeit und Einsicht« geleistet. Eine so gute Regimerepräsentantin findet man nicht so schnell. »Afkham als Botschafterin auszuwählen, dauerte nur einige Minuten, aber es dauerte vier Monate, um ihren Nachfolger zu bestimmen«, verriet Zarif. Afkham dankte ihm daraufhin für seinen Mut und sein »Vertrauen in Frauen«. Auch der stets als Reformer gelobte Präsident Hassan Rohani betont seit Jahren, er wolle mehr Frauen in Spitzenpositionen bringen und gegen Diskriminierung vorgehen. Währenddessen werden nicht islamisch genug gekleidete Frauen täglich gegängelt und Oppositionelle verfolgt.
Auch für die Reise in ein anderes Land brauchen Frauen die Einwilligung ihres Mannes oder männlichen Vormunds – das geht bei Regimetreue ja vielleicht leichter. Die 53jährige Afkham gilt als »unpolitisch«, womit gemeint ist, dass sie keiner Fraktion zuzurechnen ist und den iranischen Machthabern wohl treu ergeben bleiben wird. Vertreten wird sie die Islamische Republik nun in Malaysia. Mit dem Land arbeitet der Iran vor allem im Energiesektor zusammen und es verfügt auch über eine muslimische Bevölkerungsmehrheit. Allerdings sind die meisten malaysischen Muslime Sunniten und der aus Saudi-Arabien – dem Erzfeind des Iran – kommende Wahhabismus gewinnt an Einfluss. Malaysia gilt aber als Ziel vieler Iranerinnen und Iraner, die der politischen und religiösen Enge ihres Landes entfliehen wollen, weil sie zur Einreise kein Visum brauchen. Davon darf sich Afkham natürlich nicht anstecken lassen.