Wein in alten Schläuchen

Für den israelsolidarischen Verbraucher ist die Welt wieder in Ordnung: Das KaDeWe hat sich entschlossen, sechs israelische Weine wieder ins Sortiment aufzunehmen. Zuvor war das Berliner Luxuskaufhaus der Empfehlung der Europäischen Union gefolgt, Produkte aus den besetzten Gebieten aus seinen Regalen zu verbannen. Dann aber war der Protest zu laut geworden und die Hinweise darauf zu deutlich, dass die gebrandmarkten Erzeuger vor Ort oft der einzige Arbeitgeber sind, will man sich nicht in einer der zahlreichen israelkritischen NGOs und Not-so-N-GOs verdingen, die mancherorts zum Hauptarbeitgeber geworden sind. Dem Leser, der sich das im schockierenden Detail nicht ausmalen kann, sei die Lektüre von Tuvia Tenenboms »Allein unter Juden« empfohlen. Die Maßnahmen des KaDeWe zeigen – trotz Beteuerungen der EU, es handele sich nicht um ­einen Boykottaufruf –, wie die Aktion gemeint ist: Sie dient der einseitigen und einzigartigen Schädigung des jüdischen Staates. Gleichrangige Regionalkonflikte fanden bisher keinerlei Niederschlag in irgendwelchen EU-Empfehlungen. Im Vergleich zur historischen Vorgängeraktion »Kauft nicht beim Juden« ist die Maßnahme sogar noch ein wenig perfider, zielt sie doch allem Augenschein nach vor allem auf die Zwischen- und Einzelhändler. In der Folge kommt der Kunde gar nicht in die Verlegenheit, Israel aktiv boykottieren zu müssen (so leicht es ihm sicher fiele); der Handel nimmt ihm sogar diese Entscheidung in weiser Voraussicht ab. Es ist ein weiterer Erfolg der BDS-Bewegung (»Boycott, Divestment and Sanctions«): So schreitet die Isolierung eines Landes fort, das auf jeder symbolischen Ebene als Fremdkörper und Störung der Weltordnung geächtet wird.