Music for Airports

Animal Collective. Als »Feels« 2005 erschien, war die Verwirrung groß. Wieso zeigten sich selbst die ärgsten Zweifler begeistert, warum wurden notorische Neinsager und Schlechtfinder plötzlich wieder zu Fans? Nicht wenige taten Animal Collective als eine weitere dieser Kunststudenten-Bands ab, die schon übermorgen dem Vergessen anheim fallen würde. Nun, zehn Jahre später, ist die Band immer noch da. Sie hat die Soloalben ihrer Mitglieder genauso wie den Medienrummel und die Engagements im Kunstbetrieb erfolgreich überstanden und vor zwei Wochen bewiesen, dass sich künstlerischer Anspruch und PR in Ausnahmefällen nicht widersprechen müssen. Als hätten sie an »Music for Airports« von Brian Eno erinnern wollen, ließen Animal Collective ihr neues Album über die Lautsprecher des Baltimore-Washington International Airport laufen. Gerade als Tausende wegen Thanksgiving auf dem Weg zu ihren Familien waren. Am Ungestörtesten habe man es auf den Flughafentoiletten zu hören bekommen, heißt es.   oko
Weiß gewaschen
Entschuldigung. In der Maske gibt’s Stress: Was soll mit dem blonden Schopf Nikolaj Coster-Waldaus passieren? Was mit den blauen Augen Gerald Butlers? Und wer kann den Schotten und allen anderen bleichgesichtigen Schauspielern, die für das Fantasy-Epos »Gods of Egypt« zusammengecastet wurden, noch schnell Schminke verpassen, auf dass sie als Ägypter durchgehen? So alt die Debatte über blackfacing, whitewashing und andere Unsitten auch sein mag, niemals zuvor haben sich die Verantwortlichen einer Filmproduktion dieser Größenordnung Monate vor dem Kinostart für ihr Casting entschuldigt: »Wir erkennen unsere Verantwortung an, mit unseren Besetzungsentscheidungen die Vielfalt der Kulturen (…) widerzuspiegeln, die wir porträtieren. In diesem Fall haben wir dabei versagt, unseren eigenen Ansprüchen (…) gerecht zu werden. Dafür entschuldigen wir uns aufrichtig«, hieß es aus dem Studio Lionsgate. Die Verantwortlichen reagierten so auf die öffentliche Kritik, die der Film-Trailer ausgelöst hatte.   oko
Meine Perle
Hamburg. Vielleicht wäre Hamburg einfach explodiert. Die Druckwelle hätte die ohnehin prekär Lebenden noch weiter abgedrängt und die letzten noch verbleibenden Protagonisten der Subkultur spätestens 2024 nach Berlin, Wien oder sonst wohin abdampfen lassen. Der Ausgang des Olympia-Referendums gibt zumindest Anlass zu hoffen, dass es sich noch ein paar Jahre weiter mittelmäßig in Hamburg aushalten lässt. Neben dem schlechten Ruf des IOC und dem Zweifel an der organisatorischen Stemmbarkeit der Spiele (siehe Elbphilharmonie) dürfte nicht zuletzt der berüchtigte Hamburger Lokalpatriotismus die Entscheidung beeinflusst haben. Denn »Das Tor zur Welt«, wie das Marketing die Stadt stolz bezeichnet, macht gern mal die Schotten dicht, damit man so ganz hamburgisch, so »Moin, Moin«, Missingsch und Fischmarkt unter sich bleiben kann. Apropos: Letzterer wurde im Schatten der Abstimmung durch Sturmtief Nils überflutet. Um es mit Jochen Diestelmeyer zu sagen: Es könnte viel bedeuten.   oko
Nein!
Norbert Gastell. Die wahren Connaisseure haben sich mit der deutschen Synchronisation immer schwer getan. Denn Homer Simpson konnte in ihren Augen nur echt sein durch das berühmte Geräusch, seinen Stoßseufzer, das unverkennbare »D’oh« – 2002 gar ins Oxford English Dictionary aufgenommen. Norbert Gastell, seit 1991 die deutsche Stimme Homer Simpsons, verzichtete auf das D’oh, das die 20th Century Fox als Klangmarke schützen ließ, und gab stattdessen ein sich stimmlich überschlagendes »Nein!« von sich. Ein schönes »Nein«, ein »Nein«, das fehlen wird. Denn Norbert Gastell ist am 26. November im Alter von 86 Jahren gestorben.   oko