Mut zu Kuchu

Im ugandischen Slang ist »Kuchu« ein Codewort für Lesben, Schwule, Bi-, Trans- oder Intersexuelle (LGBTI). »Kuchu« ist auch die 34jährige Kasha Jacqueline Nabagesera. Des Öfteren wurde sie deswegen bereits attackiert, schikaniert und eingesperrt. Die studierte Buchhalterin hat noch nie verborgen, dass sie lesbisch ist. Dafür wurde sie beinahe von der Universität exmatrikuliert. 2003 gründete sie die NGO Freedom and Roam Uganda (FARUG). Die Organisation kämpft gegen diskriminierende Gesetze und versucht, den Vorurteilen und Mythen über LGBTI ein realistisches Bild entgegenzusetzen. Sie arbeitet mit Sexarbeiterinnen und -arbeitern zusammen und setzt sich für eine bessere gesundheitliche Versorgung von HIV-Positiven und für Aids-Prävention ein. Auf der Online-Plattform »Kuchu Times«, wo Radio- und Textbeiträge zu LGBTI-Themen publiziert werden, tritt Nabagesera als »Bombastic Kasha« mit der Szene in Kontakt. Sie ist eine der wenigen LGBTI-Personen ihrer Region, die sich trauen, für ihre Rechte sogar vor Gericht zu gehen. Die ugandische Zeitung Rolling Stone veröffentlichte 2010 Fotos angeblich homosexueller Personen und rief zum Mord an ihnen auf. Der dort abgebildete schwule Menschenrechtler David Kato wurde nur wenige Monate später ermordet. Als Nabagesera ihr Foto in dem Hetzartikel entdeckte, erstattete sie Anzeige und gewann den Prozess.
38 von 54 Ländern Afrikas stellen Homo- und Bisexualität unter Strafe. In Uganda gehen die Regierung und ein großer Teil der Bevölkerung besonders repressiv gegen LGBTI vor, ihnen drohen Gewalt, Mordaufrufe und mediale Outing-Kampagnen; es ist für sie schon schwer, eine Wohnung zu mieten oder überhaupt queeren Besuch zu empfangen. Im Februar 2014 unterzeichnete der ugandische Präsident ein Gesetz, das eine Strafverschärfung für »homosexuelle Akte« vorsah. Es war nicht nur das Verdienst von Nabagesera und neun weiteren Unterzeichnenden einer Petition gegen das Gesetz, dass dieses im August desselben Jahres wieder annulliert wurde. Einige Industriestaaten hatten aus Protest gegen das Gesetz ihre Entwicklungshilfe eingestellt und die Weltbank hatte Kredite an die ugandische Regierung verweigert. Doch Nabageseras Mut, öffentlich gegen die Diskriminierung von LGBTI zu kämpfen, ist besonders zu würdigen. Am 30. November wurde Nabagesera der alternative Nobelpreis für ihre Arbeit verliehen.